Interview mit Matteo Feind

Vorsitzender des Landesschülerrats Niedersachsen

Herr Feind, Sie sind Vorsitzender des niedersächsischen Landesschülerrats. Wie kommen Sie zu diesem Amt, wie lange machen Sie das schon und was sind Ihre Aufgaben?

Ich bin seit mehreren Jahren in der Schülervertretung aktiv und bin von der Schulebene, über die Kreisebene, in den Landesschülerrat gekommen. Dort war ich eine Zeit lang stellvertretender Vorsitzender, bis ich im April 2024 zum Vorsitzenden gewählt wurde. Als Vorsitzender beantworte ich Presseanfragen, nehme öffentliche Termine wahr und koordiniere die Arbeit des Vorstandes, sowie des gesamten Landesschülerrates. Ich nutze mein Amt in diesem Bereich, um eine Stimme für die Schüler in Niedersachsen zu sein und ihren Interessen auch vor der Politik Gehör zu verschaffen.

Was hat Sie bewogen, sich für unsere Kampagne #GewaltAngehen einzusetzen?

Schule sollte ein Ort des Lernens und der Gemeinschaft sein und kein Ort der Angst und Gewalt. Damit dies für alle Schüler*innen möglich ist braucht es Kampagnen wie diese und ich bin froh ein Teil davon sein zu können.

Haben Sie selbst oder im engen Freundeskreis schon einmal Gewalt erlebt?

Nein, glücklicherweise nicht, dennoch bekommt man in den Medien und in Erzählungen immer wieder Vorfälle von Gewalt an Schulen mit, was die Relevanz dieses Themas deutlich aufzeigt.

Wann beginnt für Sie Gewalt? Kann eine Redewendung wie "Du Opfer" noch mit Augenzwinkern gemeint sein oder ist sie trotzdem respektlos und ein verbaler Angriff?

Gewalt beginnt, sobald sich jemand bedroht fühlt. Vor allem im digitalen Raum verwischen ironische Kommentare schnell mit Beleidigungen und Hass, welcher auch ein Teil von Gewalt darstellen kann. Gewalt kann sehr subjektiv wahrgenommen werden und ist somit unterschiedlich, je nachdem wer sie wahrnimmt. Somit kann die Beleidigung "Du Opfer" in einem Kontext einen verbalen Angriff darstellen, aber auch einfach ein schlechter Kommentar unter Freunden sein.

Warum eskalieren aus Ihrer Sicht manche Konfliktsituationen zwischen Jugendlichen heute scheinbar schneller als früher? Und können Sie sich erklären, warum es bei Schlägereien scheinbar auch immer weniger oder gar keine Hemmungen gibt?

Durch äußere Einflüsse wie social Media und Fernsehen ist auch in der Jugend ein Schwarz-Weiß-Denken immer verbreiteter, durch das Aufeinandertreffen zweier meist sehr gegensätzlicher Meinungen kommt es schneller zu Eskalationen und Gewalt.

Wie gelingt aus Ihrer Sicht ein respektvoller Umgang zwischen Lehrenden und Schülerinnen und Schülern? Was müssen beide Gruppen dafür tun?

Ein respektvoller Umgang sollte an Schule von allen gelebt werden. Um dies zu erreichen, braucht es die enge Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Schüler*innen, sowie die Unterstützung der Gesellschaft. Wer respektvoll mit anderen umgeht, geht mit einem guten Beispiel voran, was nachhaltig zur Verbesserung des Umgangs aller miteinander führen kann.

Was ist für Sie die beste Gewaltprävention? Haben Sie diesbezüglich Wünsche und Forderungen an Schulträger, Politik, Gesellschaft oder Medien?

Eine konkrete alles lösende Maßnahme gibt es in diesem Thema sicher nicht, dennoch bin ich der Meinung, dass man mit einer ordentlichen Präventionsstruktur vieles verändern kann. Es kommt auf das Zusammenarbeiten aller Akteure in der Schule an, um hier einen guten Weg zu finden. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Schulen mit allen Beteiligten Programme zu Gewaltprävention, aber auch im Umgang mit Gewalt, konzipieren sollten. Helfen könnten hier beispielsweise multiprofessionelle Teams.

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