(bgi) - Die lufthygienischen Verhältnisse in Raumlufttechnischen Anlagen (RLTA) auf Hochseeschiffen werden im Rahmen eines Forschungsprojektes, das die See-Berufsgenossenschaft gemeinsam mit dem Berufsgenossenschaftlichen Institut für Arbeitsschutz - BIA in Sankt Augustin durchführt, untersucht. Seit Anfang 2001 besteht diese Kooperation zwischen Mikrobiologen und Arbeitsmedizinern.
Auslöser war die Beobachtung der Arbeitsmediziner der See-BG, dass etwa die Hälfte der bei ihnen versicherten Seeleute an Bord häufig an Erkrankungen der oberen Atemwege leidet. Mit dem Projekt soll festgestellt werden, wie hoch die Bakterien- und Schimmelpilzgehalte in Arbeitsbereichen auf Schiffen grundsätzlich sind, und ob diese möglicherweise durch die Klimaanlagen verteilt werden. Um beurteilen zu können, ob das Klima einen Einfluss hat und damit auch für die Qualität der Raumluft eine Rolle spielt, werden Analysen unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen (gemäßigte bis tropische Breiten) durchgeführt.
Für die Mikrobiologen des BIA ist dieses Projekt insofern eine besondere Herausforderung, als sie zunächst einmal eine mobile Laborausstattung für mikrobiologische Untersuchungen zusammenstellen mussten. Insbesondere bei Messungen mit Klimazonenwechsel ist es nicht möglich, die mikrobiologischen Proben zur Analyse ins heimische Labor zu transportieren. Die meisten dieser Proben müssen innerhalb von 24 Stunden nach der Probenahme aufgearbeitet werden.
Nach Messungen in gemäßigten und tropischen Breiten erfolgte jetzt die Untersuchung der klimatechnischen Bedingungen auf dem Forschungsschiff "Polarstern". "Dieses Schiff war für uns ein ideales Objekt", betont Dr. Annette Kolk, Leiterin des Referats Mikrobiologie im BIA. Da das Schiff weltweit im Einsatz ist, muss die Luft, die zur Klimatisierung der Räume verwendet wird, künstlich befeuchtet werden. Gerade das Befeuchterwasser bietet Bakterien oft ideale Lebensbedingungen.
Während der dreiwöchigen Expedition auf der "Polarstern" untersuchte Dr. Annette Kolk gemeinsam mit Dr. Irene Brauer, Leiterin des Referats Arbeitstoxikologie bei der See-BG, Luftproben auf ihren Bakterien- und Pilzsporengehalt. Daneben wurde die Wasserversorgung hinsichtlich des Vorhandenseins von Mikroorganismen und insbesondere von Legionellen beprobt. Luft- und Wasserproben haben die beiden Wissenschaftlerinnen direkt an Bord aufgearbeitet. Feste Materialproben wurden gelagert und werden jetzt im heimischen Labor untersucht. Dasselbe gilt für die Identifizierung von Mikroorganismen. Hierfür wurden an Bord lediglich Reinkulturen angelegt, die kühl gelagert und nach der Rückkehr im mikrobiologischen Labor des BIA weiter bearbeitet werden.
Anhand der bisherigen Untersuchungen, die auf einem Fährschiff, zwei Containerschiffen und dem Forschungsschiff "Polarstern" in verschiedenen Klimazonen durchgeführt wurden, lassen sich noch keine allgemeingültigen Aussagen treffen. Deshalb wird das Projekt fortgesetzt.
Chemische und biologische Einwirkungen
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