Der Zusammenhang zwischen Quarzstaub-Exposition, Silikose und Lungenkrebs ist ein seit langem diskutiertes Thema im Arbeitsschutz. Die Interpretation der Ergebnisse bleibt jedoch schwierig und umstritten, da häufig die Höhe der Exposition, das Vorliegen einer Silikose und wichtige Confounder- und Biasfaktoren (z. B. Rauchen, Asbest- oder Radonexposition) nicht berücksichtigt wurden.
Das Internationale Krebsforschungszentrum - IARC (1997) bewertet kristalline Kieselsäure inhaliert in Form von Quarz oder Cristobalit als kanzerogen für den Menschen (Gruppe 1), jedoch mit zwei Einschränkungen: erstens gilt dies nur für berufliche Expositionen und zweitens konnte der Zusammenhang nicht in allen Branchen nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu wurde amorphe Kieselsäure von der IARC in Gruppe 3 eingestuft, da bislang noch keine eindeutigen Erkenntnisse vorliegen, die eine Beurteilung der Karzinogenität erlauben.
Die MAK-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft - DFG stufte 1999 Quarz, Cristobalit und Tridymit (kristallines Siliciumdioxid, alveolengängiger Anteil) in die Kategorie 1 ein ("Stoffe, die beim Menschen Krebs erzeugen und bei denen davon auszugehen ist, dass sie einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten. Epidemiologische Untersuchungen geben hinreichende Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen einer Exposition beim Menschen und dem Auftreten von Krebs. Andernfalls können epidemiologische Daten durch Informationen zum Wirkungsmechanismus beim Menschen gestützt werden").
Um die Diskussion um Auswirkungen auf die Regelsetzung, Prävention und Berufskrankheiten-Anerkennungspraxis zu unterstützen und evtl. noch offene Fragen zu formulieren, ist eine umfassende und aktualisierte Zusammenstellung der Erkenntnisse aus der Epidemiologie notwendig. Das Berufsgenossenschaftliche Institut für Arbeitsschutz - BIA hat dazu den BIA-Report "Quality based critical review (QBCR) of the epidemiological literature on silica, silicosis, tobacco smoking and cancer" veröffentlicht. In diesem Report werden die relevanten epidemiologischen Studien analysiert und interpretiert.
IVSS-Tagung "Stäube, Rauche und Nebel am Arbeitsplatz: Risiken und Prävention" vom 11. bis 13. Juni 2001 in Toulouse (deutschsprachige Vortragsfolien (PDF, 141 kB, nicht barrierefrei)
auf der Tagung "15th Symposium on Epidemiology in Occupational Health. Work and Health - the role of Epidemiology" des Danish Working Environment Council vom 20. bis 22. August 2001 in Kopenhagen (englischsprachige Vortragsfolien (PDF, 140 kB, nicht barrierefrei) ).