abgeschlossen 03/2003
Die Präventionstätigkeit der Berufsgenossenschaften richtet sich insbesondere auf die Vermeidung der Gefahrenquellen. An dieser Stelle setzt auch die Prüf- und Zertifizierungstätigkeit der berufsgenossenschaftlichen Prüf- und Zertifizierungsstellen an. Geprüft wird die Sicherheit von technischen Arbeitsmitteln, bevor diese beim Betreiber zur Anwendung kommen. Zur Bedeutung der Prüfung und Zertifizierung für die Prävention gibt es derzeit keine fundierten Untersuchungen. Ziel war die Untersuchung der Rolle der berufsgenossenschaftlichen Prüf- und Zertifizierungstätigkeit für die Präventionsarbeit der Berufsgenossenschaften.
In einem ersten Schritt sollte die berufsgenossenschaftliche Prüf- und Zertifizierungstätigkeit analysiert werden. Schwerpunkte der Analyse bildeten das Gesamtspektrum der Prüf- und Zertifizierungstätigkeit und dessen Zusammenhang mit sonstigen Präventionstätigkeiten der Fachausschüsse und Berufsgenossenschaften (z. B. Aufsichtstätigkeit, Beratung und Normung). Dazu wurden Befragungen aller Prüf- und Zertifizierungsstellen, ihrer Kunden und der Leiter der Präventionsabteilungen durchgeführt, ausgewertet und dokumentiert. Durch die Analyse von Fallbeispielen anhand einzelner Prüfungen wurden die Auswirkungen der Prüf- und Zertifizierungstätigkeit auf die Prävention exemplarisch und anschaulich dargestellt. Dazu wurden vorhandene Statistiken (Untersagungsverfügungen, Unfallanzeigen) einbezogen.
Mit einer Rücklaufquote von 38 % (484 Fragebögen) bei der Herstellerbefragung, 88 % bei der Befragung der Präventionsleiter und 100 % bei der Befragung der berufsgenossenschaftlichen Prüfstellen kann die Auswertung als repräsentativ bezeichnet werden. Insgesamt zeigt sich, dass die Prüf- und Zertifizierungstätigkeit vor allem den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugute kommt, da sie in der Mehrzahl zu den Kunden gehören und die kompetente Mitarbeit der Prüfstellenmitarbeiter in der internationalen Normung für sie oft die einzige Möglichkeit ist, im internationalen Geschäft Gehör zu finden. Die Beratungstätigkeit gehört mit 21 % neben der Prüf- und Zertifizierungstätigkeit (39 %) zum Hauptgeschäft der Prüfstellen. Die Tatsache, dass bei 82 % der Produkte Prüfungen vor dem Inverkehrbringen durchgeführt wird, belegt mit der zuletzt genannten Aussage, dass die Prüfstellen durch ihre Tätigkeit entscheidenden Einfluss auf die Sicherheit von Produkten nehmen. Damit tragen sie in einer Zeit, in der die Rechtssetzungskompetenz für die Produktgestaltung fast ausschließlich auf der europäischen Ebene liegt, direkt zur Prävention bei. Dies gilt ausdrücklich auch für die arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren durch Lärm, mangelnde Ergonomie und Gefahrstoffemissionen. 41 % der Kunden schätzen ihren Marktanteil auf über 70 % ein. Dadurch reicht der Einfluss der Prüfung und Zertifizierung weit über die im eigentlichen Sinne geprüften Produkte hinaus, weil auch andere Firmen sich am Standard der Marktführer ausrichten. Aus Sicht der Präventionsleiter kommt den Prüfstellen eine besondere Bedeutung bei der Gestaltung innovativer Produkte zu, da sie zur Markteinführung dieser Produkte und damit auch zu qualitativen Verbesserungen im Arbeitsschutz beitragen sowie Regelungen und Standardisierungen für derartige Produkte entwickeln und international durchsetzen. Die Kunden der Prüfstellen wünschen eine Ausweitung der kostenpflichtigen Dienstleistungen im Bereich der Gefährdungsanalysen, der Prüfung von Teilaspekten und der Prüfung von Betriebsanleitungen. Kritisiert werden die zu hohe Abwicklungszeit und die hohen Kosten. Eine Vereinheitlichung der Auslegung von Normen wird gefordert.
Weitere Informationen:
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):-Verschiedenes-, Mechanische Gefährdungen, Elektrische Gefährdungen
Schlagworte:Prävention, Wirtschaftlichkeit und Arbeitsschutz, Gerätesicherheit
Weitere Schlagworte zum Projekt:Nutzen der berufsgenossenschaftlichen Prüf- und Zertifizierungstätigkeit, Präventionsarbeit, Befragung der Auftraggeber, Selbsteinschätzung der Prüfstellen, Fallbeispiele