abgeschlossen 11/1997
Die Bestimmung von lungengängigen Asbestfasern in der Luft in Arbeitsbereichen erfolgt mit dem von den Berufsgenossenschaften anerkannten rasterelektronenmikroskopischen Analysenverfahren BGI 505-46 (früher: ZH 1/120.46). Die Anwendung dieser REM-EDXA-Methode ermöglicht die Bestimmung der Faserkonzentration und liefert Aussagen über die chemische Zusammensetzung der Partikeln. Anhand dieser Informationen werden nach BGI 505-46 vier verschiedene Fasertypen unterschieden (Chrysotilasbest, Amphibolasbest, Calciumsulfat, sonstige anorganische Fasern). In Bezug auf die meisten technisch eingesetzten asbesthaltigen Produkte ist eine Klassifizierung nach dem genannten Schema ausreichend. Bei der Identifizierung von Asbestmineralfasern in Stäuben, die bei der Gewinnung, Aufbereitung und Verarbeitung mineralischer Rohstoffe entstehen, müssen jedoch auch die übrigen Mineralkomponenten des jeweiligen Gesteinsvorkommens berücksichtigt werden. Das Auftreten von Asbest ist bei den in der Bundesrepublik Deutschland abgebauten Gesteinen im Wesentlichen an Vorkommen ultrabasischer bis basischer Magmatite und bestimmter metamorpher Gesteine gebunden. Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass auch andere Minerale als die Asbestminerale in diesen Gesteinen Fasern lungengängiger Abmessungen freisetzen. Wenn zu deren Identifizierung lediglich die Vorgaben des genannten Standardanalysenverfahrens berücksichtigt werden, besteht für bestimmte Mineralpartikeln eine Verwechslungsmöglichkeit mit Asbestfasern. Mit ergänzenden Kriterien zur Identifizierung von Asbest sollte die Unterscheidung von Asbest und anderen anorganischen Fasern in mineralischen Rohstoffen verbessert werden. Ziel war es, durch Anwendung einheitlicher Auswertekonventionen vergleichbare Analysenergebnisse zu erhalten.
Zunächst sind die Elementgehalte der Asbestminerale und typischer Minerale potenziell asbesthaltiger Gesteine zusammengestellt worden. Dabei waren sowohl die natürliche Variabilität bzw. Mischkristallbildung bestimmter Minerale als auch die nur eingeschränkte Genauigkeit der Elementanalyse von EDX-Systemen unter den gegebenen Messbedingungen zu berücksichtigen. Daraus abgeleitet wurde ein Kriterienkatalog zur Abgrenzung der Asbestminerale von anderen Mineralen anhand der chemischen Zusammensetzung (EDX-Analyse mit ZAF-Korrektur [Software zur Berücksichtigung elementspezifischer Parameter bei der quantitativen Auswertung der EDXA-Spektren]). Dieser Katalog wurde an einer Auswahl von 25 typischen Mineralen potenziell asbesthaltiger Gesteine überprüft. Um festzustellen, ob die ergänzenden Identifizierungskriterien auch bei Anwendung in verschiedenen Labors zu vergleichbaren Ergebnissen führen, haben zwei weitere Labors die gleichen Proben unter Zuhilfenahme des Kriterienkatalogs ausgewertet.
Die Anwendung der ergänzenden Kriterien zur Faseridentifizierung erlaubt in den meisten Fällen eine sichere Unterscheidung von Asbest und anderen Fasern. Zur effizienten Anwendung dieser ergänzenden Kriterien wird eine Umsetzung des Kriterienkatalogs in Form einer Tabelle auf Grundlage des Tabellenkalkulationsprogramms Microsoft Excel© kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Excel-Tabelle steht zusammen mit erläuternden Informationen im Internetangebot des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz - BIA unter der Rubrik Fachinformationen/Software zum Download zur Verfügung.
Weitere Informationen:
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Gefahrstoffe, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Schlagworte:Messverfahren, Exposition, Krebserregende Stoffe
Weitere Schlagworte zum Projekt:Asbest, Gesteinsstaub, mineralische Rohstoffe, Faseridentifizierung, BGI 505-46, ZH 1/120.46, Fasern, chemische Zusammensetzung, Rasterelektronenmikroskop (REM), energiedispersive Röntgenmikroanalyse (EDXA), Identifizierungskriterien, automatische Auswertung, Konventionen, TRGS 954