abgeschlossen 12/1995
Im Zuge neuer Strategien in der Abfallwirtschaft ist eine Vielzahl von Arbeitsplätzen entstanden, an denen Arbeit- nehmer biologischen Arbeitsstoffen ausgesetzt sind. Zu nennen sind Abfallsortieranlagen, in denen Verpackungsabfälle manuell in verschiedene Materialfraktionen sortiert werden. Da den gebrauchten Verpackungen oft Lebensmittelreste und damit Mikro- organismen anhaften, kommt es durch Aufwirbeln zu stark erhöhten Luftkeimkonzentrationen. Da hohe Schimmelpilze und Bakterienbe- lastungen der Luft toxische und allergische Atemwegserkrankungen bei exponierten Arbeitnehmern hervorrufen können, gilt es eine Bewertung dieser Arbeitsplätze vorzunehmen, um notwendige Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Ziel des Projektes war es, die Exposition der Arbeitnehmer in solchen Anlagen gegenüber Mikroorganismen (insbes. Schimmelpilzen) in der Luft zu ermitteln und den Einfluß der technischen Randbedingungen - im Sinne einer Minderung der Luftkeimkonzentration v. a. bei fortschrittlichen Anlagen - festzustellen.
Es werden neueste Verfahrensentwicklungen in Abfallsortieranlagen beschrieben.Dies schließt die Anlagentechnik, die Verfahrensführung, die Arbeitsplätze und andere Parameter ein. Nach Auswahl der geeigneten Anlagen wird der Luftkeimgehalt (insbes. Schimmelpilze) der Arbeitsplätze meßtechnisch erfaßt. Es werden national standardisierte mikrobiologische Meßverfahren eingesetzt. Die meßtechnische Vorgehensweise (Meßparameter, Meßstrategie) wird optimiert. Die Wirksamkeit emissionsmindernder Maßnahmen wird bewertet. Zur Minimierung des Expositionsrisikos soll ein sicherheitstechnisches Konzept entwickelt werden. Auswirkungen auf Wirtschaftlichkeit und Verfahrensablauf sollen geprüft werden.
Ergebnisse von Luftkeimmessungen in Abfallsortieranlagen belegen eine hohe Schimmelpilzkonzentration in der Luft in den Arbeitsbereichen. Bei Folgeuntersuchungen in weiteren Abfallsortieranlagen lag das arithmetische Mittel der Schimmelpilzkonzentration bei 630000 KBE/m³ Luft in der Sortierkabine und bei 1500000 KBE/m³ Luft im Anlieferungsbereich. Die Ergebnisse der Messungen weisen auf bereits existierende effektive und kostengünstige Maßnahmen zur Verminderung der Luftkeimkonzentration hin. Einen maßgeblichen Einfluß auf die Luftqualität in der Sortierkabine hat deren Ausstattung mit einer lüftungstechnischen Anlage, wobei deren Konzeption und Ausführung eine wichtige Rolle zukommt (geregelte Zu- und Abluftführung). Wirksam sind weiterhin alle Maßnahmen, die den Staubanfall und dessen Verfrachtung reduzieren helfen. Eine effektive Hygiene und Reinigung wirkt dabei in dieselbe Richtung. An Arbeitsplätzen, an denen solche Maßnahmen nur beschränkt greifen, sind andere Lösungen (z. B. schutzbelüftete Radlader, automatische Sackaufreißer) zu verfolgen. Die während der Erhebung gewonnenen Erkenntnisse finden Eingang in die Diskussion des technischen Regelwerks zum Arbeitsschutz in solchen Anlagen. Neben dem Einsatz standardisierter Meßverfahren und der Optimierung der meßtechnischen Vorgehensweise (Meßparameter, Meßstrategie) konnten insbesondere grundsätzliche Erkenntnisse erarbeitet werden, die für die Erhebung von biologischen Arbeitsplatzbelastungen generell notwendig sind.
Weitere Informationen:
Entsorgung
Gefährdungsart(en):Biologische Arbeitsstoffe
Schlagworte:Biologische Arbeitsstoffe, Exposition, Schutzmaßnahme
Weitere Schlagworte zum Projekt:Abfallwirtschaft, Verpackungsabfälle, Mikroorganismen, Schimmelpilze, Bakterien, Atemwegserkrankungen, Luftkeimkonzentration, Emissionsminderung