Marker-gestützte Nachsorge von Patienten mit nicht-muskelinvasiven low/intermediate-risk Harnblasentumoren

Projekt-Nr. FF-FB 0241

Status:

abgeschlossen 01/2020

Zielsetzung:

Nicht-muskelinvasive Tumoren der Harnblase (NMIBC) breiten sich nach Entfernung zwar selten aggressiv aus, jedoch entwickeln 30 % bis 60 % der betroffenen Menschen innerhalb von drei Jahren nach der Entfernung einen erneuten nicht-muskelinvasiven Tumor. Die Nachsorgeuntersuchung mit dem Ziel, Rezidive frühzeitig zu erkennen, erfolgt derzeit nur mit der Blasenspiegelung, einer oft schmerzhaft empfundenen Untersuchung. Eine schmerzfreie Alternative könnten urinbasierte Tumormarker darstellen. Ihre Eignung ist aber bislang noch nicht ausreichend durch Längsschnittstudien belegt. Die Studie UroFollow hatte zum Ziel eine Prüfung, ob zugelassene urinbasierte Tumortests im Vergleich zur Blasenspiegelung zum Nachweis von Rezidiven bei NMIBC-betroffenen Menschen geeignet sind.

Aktivitäten/Methoden:

Durchführung einer multizentrischen kontrollierten Phase-III-Studie zum Nachweis von Rezidiven bei Menschen mit NMIBC mit FDA-zugelassenen (Food and Drug Administration), kommerziell erhältlichen, urinbasierten Tumortests (UroVysion, Immuno-Cyt/uCyt+, NMP22) in einem "Markerarm" und mit Zystoskopie in einem "Usual-care Arm".

Ergebnisse:

Das Projekt konnte bis Ende 2019 nicht wie geplant beendet werden, da die ursprünglich kalkulierte Zahl von 248 Teilnehmern nicht erreicht wurde. Im Zeitraum 04/2016 bis 12/2019 wurden (je nach Zentrum 3 bis 3,75 Jahre) 210 Patienten eingeschlossen, von denen 175 auswertbare Teilnehmer waren (von diesen 175 Teilnehmern hatten im Berichtszeitraum 12 noch nicht die 3-Monats-UC (invasive Blasenspiegelung) durchlaufen.

Die Rezidivrate im UC-Arm, die die "tatsächliche" Rezidivrate für diesen Studienarm widergibt, lag nach im Median 18 Monaten Follow-up bei 13 %. Es ist nicht anzunehmen, dass die für die Fallzahlplanung angenommene Rezidivrate von mindestens 30 % nach 36 Monaten erreicht wird. Seitens des IPA wird darauf hingewiesen, dass der Großteil (90 %) der bisher detektierten Rezidive innerhalb von 1,5 Jahren nach TURB (transurethrale Blasenresektion) entdeckt wurde.

Das Ungleichgewicht zwischen den beobachteten Rezidivzahlen im Markerarm (n=5) und Usual Care Arm (n=11) legt nahe – wenn auch aufgrund der geringen Fallzahl nicht statistisch gesichert –, dass bei einer geringen Tumorgröße einige Rezidive während der Nachbeobachtung nicht durch die Marker erfasst wurden.

Eine abschließende Beurteilung der Markersensitivität in der Nachsorge im Studienarm ist erst durch eine abschließende UC möglich. Diese abschließenden UCs sind bisher nur in geringem Umfang durchgeführt worden. Die zusätzliche Markeruntersuchung im Rahmen der Zystoskopie drei Monate nach TURB ergab eine kombinierte Sensitivität von 11 %. Die in den ersten drei Monaten aufgetretenen Tumore waren dabei (wie auch die in der Nachsorge beobachteten Tumore) kleiner als 3 cm. Von bislang fünf Rezidiven, die in der Nachsorge im Marker-Arm diagnostiziert wurden, wurden vier mit Markern erkannt. UroVysion war bei nur bei einem Patienten positiv (bei einem Carcinoma in situ, d. h. einem im Sinne der Studienfrage progredienten Tumor). Das fünfte Rezidiv wurde nicht durch eine Markerbestimmung erkannt, sondern im Rahmen einer Zystoskopie aufgrund von klinischen Symptomen diagnostiziert. Wichtig ist, dass sich diese Ergebnisse auf den gewählten Algorithmus beziehen und die „experimentellen Marker“ bislang nicht berücksichtigt sind.

Neben den Rekrutierungszahlen beruhte die Fallzahlplanung auf Annahmen zur Rezidivrate und zur Sensitivität der Marker. Die eingesetzten label-freien biophotonischen Methoden, IR- und Raman-Imaging konnten parallel zu den primären Studienzielen erfolgreich verifiziert werden. Im IR-Imaging kann für Gewebe zwischen Zystitis, low-grade und high-grade Tumor in wenigen Minuten unterschieden werden. Bei der Analyse von Zellsedimenten des Urins zeigt sich das Raman-Imaging als vielversprechende Zukunftstechnologie. Eine abschließende Beurteilung muss allerdings in weiteren Studien erfolgen.

Stand:

05.03.2021

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universitätsklinikum Erlangen
  • Ruhr-Universität Bochum, PURE
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Berufskrankheit, Rehabilitation, Atemwegserkrankungen (außer Krebserkrankungen)

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Harnblasentumor, Tumormarker, Biomarker, Nachsorge