Literaturauswertung zur Quantifizierung der Passivrauchexposition bei nichtrauchenden Angestellten

Projekt-Nr. FF-FB 0121

Status:

abgeschlossen 06/2007

Zielsetzung:

  • Abschätzung des Zusammenhangs zwischen äußeren sowie individuellen Faktoren und persönlicher Passivrauchexposition zur retrospektiven Expositionsabschätzung
  • Nutzung der Abschätzung zur Ermittlung berufskrankheiten (BK)-rechtlich relevanter Schwellenbereiche

Aktivitäten/Methoden:

Systematische Literaturübersicht

Ergebnisse:

Passivrauch wurde 1998 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als ein erwiesenermaßen humankanzerogener Arbeitsstoff nach K1 eingestuft. Nach aktuellen epidemiologischen Untersuchungen kann, insbesondere für Lungenkarzinome, in der am höchsten exponierten Subgruppe der Nieraucher das relative Risiko verdoppelt sein.

Zu dieser Subgruppe zählen beruflich Exponierte im Gaststättengewerbe, die bislang am Arbeitsplatz in Deutschland nicht geschützt waren bzw. sind. Für Raucher und Exraucher ist hingegen nicht mit einer abgrenzbaren Risikoerhöhung durch Passivrauchexposition zu rechnen. Zur möglichen Umsetzung dieser Befunde in das Berufskrankheitenrecht bedarf es einer zuverlässigen Methode, mit der die kumulative berufliche Exposition gegenüber Passivrauch valide retrospektiv über einen Zeitraum von Jahren abgeschätzt werden kann

Es wurde eine systematische Literaturrecherche zur Ableitung einer solchen Methode für das deutsche Gaststättengewerbe durchgeführt. Studien, die die Exposition gegenüber Passivrauch mittels biologischer Marker (z. B. Cotinin im Harn, DNA-Addukte) und Fragebögen abschätzten, wurden a priori als ungeeignet eingestuft. Biologische Marker sind nicht geeignet, da sie nur die Exposition in Zeiträumen zwischen Stunden bis einigen Monaten abbilden können. Eigenangaben zur beruflichen Passivrauchbelastung sind für BK-rechtlich relevante Fragen ebenfalls als nicht adäquat anzusehen, da sie im individuellen Fall nicht ausreichend objektiv sein können. Daher muss auf mathematische Modelle zurückgegriffen werden, die die vergangene Exposition approximieren.

Für eine solche Abschätzung eignet sich ein von Repace und Lowrey entwickeltes Modell, welches international umfangreich validiert wurde. Es bietet die Möglichkeit, mithilfe auch retrospektiv zu ermittelnder Parameter (wie Volumen des Gastraums, mittlere Anzahl der rauchenden Gäste, Lüftungscharakteristika und Expositionsdauer) die Exposition im Gastgewerbe für den individuellen Fall abzuschätzen.

Die kumulative Exposition lässt sich dann mithilfe der vorliegenden epidemiologischen Studien in ein Relatives Risiko für Lungenkrebs umrechnen. Zusammenfassend bietet das Modell von Repace und Lowrey die Möglichkeit, die kumulative Passivrauchexposition nichtrauchender Beschäftigter unter Anpassung an die deutschen Gegebenheiten retrospektiv zu approximieren. Es müssen allerdings die Unsicherheiten, die mit der Anwendung von Modellrechnungen auf den Einzelfall einhergehen, berücksichtigt werden.

Stand:

31.10.2018

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universität München
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

ungünstige Arbeitsumgebung

Schlagworte:

Berufskrankheit, Arbeitsumwelt (Belastungen, Gefährdungen, Expositionen, Risiken), Exposition

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Literatur, Passivrauch, Nichtraucher