abgeschlossen 05/2019
Erhöhte Mobilitätserfordernisse ziehen erhöhte arbeitsbedingte Verkehrs- und Mobilitätsunfälle nach sich. Maßgebliche unfallbegünstigende Situationen beziehen sich auf das Fahrumfeld, Verkehrsumfeld und die Verkehrssituation sowie das Fahrzeug. Darüber hinaus spielt das betriebliche Umfeld, also z. B. die Arbeitsbelastung, die Arbeitsorganisation, die Menge der notwendigen Fahrten sowie die Möglichkeit zur Nutzung gefährdungsärmerer Fahrzeuge eine wesentliche Rolle. Vor allem die Situation während der Fahrt ist für die Unfallverhütung von besonderer Bedeutung. Wissenschaftliche Untersuchungen existieren hierzu bis auf vereinzelte Ansätze noch nicht. Aber gerade hierbei braucht es auch erfolgreiche Interventionsansätze, um das Unfallgeschehen zu reduzieren. Ziel des Projektes BestMobil ist es, die Belastungen, Beanspruchungen und Gefährdungen bei beruflichen Fahrten zu verstehen, empirisch überprüfte Präventionsmaßnahmen bei berufsbedingten mobilen Tätigkeiten zu ermitteln und Empfehlung für Unternehmen und Institutionen, insbesondere Unfallversicherungsträger abzuleiten. Die Zielgruppe sind mobil Beschäftigte, d. h. Personen, die ihre Tätigkeit an wechselnden Orten durchführen. Stellvertretend wurden folgende Berufsgruppen ausgewählt: ambulante Pflege, Service/Montage (technischer Außendienst), Vertrieb/Beratung (nicht-technischer Außendienste) und Rettungsdienste.
GUROM (Gefährdungsbeurteilung und Risikobewertung organisationaler Mobilität; www.gurom.de) stellt eines der wesentlichen Analyseinstrumentarien im Rahmen des Projektes dar. Neben Expertenbefragungen und Literaturauswertungen wurden mit GUROM die typischen Belastungen und Gefährdungen bei mobiler Tätigkeit erfasst. Tiefgreifende Erkenntnisse wurden mithilfe von Arbeitssystemanalysen, Tagebuchbefragung, Fahrbegleitung und der Erfassung physiologischer Stresskorrelate gewonnen.
Im Ergebnis wurden branchenspezifische Belastungsprofile bei allen Zielgruppen erstellt, die auf verschiedene Stressoren und Arbeits- sowie Verkehrsverhältnisse zurückzuführen sind. So unterscheiden sich Mitarbeitende in der ambulanten Pflege durch häufige kurzfristige Fahrten und Klienten mit sehr unterschiedlichen Anforderungen deutlich von Beratern/innen, die überwiegend längere Anfahrtswege haben. Hier ist weniger das Betriebsgeschehen als die Verkehrssituation von Bedeutung, z. B. bei Stau oder Beinahe-Unfällen. Bei Rettungsdiensten wiederum kommt es auf den Zweck der Fahrt, den Zeitdruck und das Umfeld an. In einigen Fällen spielen auch die organisatorischen Rahmenbedingungen, z. B. in Form von Zeitorganisation, Vertretungsregelungen etc. eine maßgebliche Rolle beim Entstehen und Erleben der Belastungs- und Beanspruchungsfaktoren. Insbesondere sticht hervor, dass die physiologischen Messungen ergaben, dass auch in Fahrabschnitten, die als ruhig empfunden wurden, deutlich erhöhte Herzschlagvariabilität und Pulswerte auftraten, was nahelegt, dass auch Fahrten zwischen oder zum Kunden als belastende Arbeit zu verstehen sind. Zusätzliche Einzelprofile untermauerten und spezifizierten den Gesamteindruck im Längsschnitt. Aus den Analysen resultierende Interventionsmaßnahmen sind sowohl im technischen als auch im organisatorischen und personenbezogenen Bereich angesiedelt. Sie reichen von einfachen technischen Aufrüstungen der Fahrzeuge bis hin zu Verkehrssicherheitszirkeln und Fahrsicherheitstrainings. Insgesamt wurden über 130 bereits evaluierte Interventionsmaßnahmen/Best-Practice-Beispiele zusammengetragen. Darüber hinaus entstanden eine Fülle von Methoden und Verfahren, die es auch Betrieben erlauben, mit einfachen Mitteln die Belastung bei ihren Betriebsangehörigen zu erfassen, um aufgaben-, situations- und personenspezifische Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Mehrfachbelastungen
Schlagworte:Prävention, Arbeitsplatzgestaltung, Verkehrsunfälle
Weitere Schlagworte zum Projekt:Mobilität, Vision Zero