Weiterentwicklung und Erweiterung des alternativen Betreuungmodells "Alternative Betreuung plus" - Erforschung, Entwicklung, Erprobung und Evaluation

Projekt-Nr. FF-FP 0421

Status:

abgeschlossen 06/2023

Zielsetzung:

Die Arbeitssicherheitsgesetz(ASiG)-Betreuung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) stellt hinsichtlich Qualität und erzielter Effekte eine Herausforderung dar. Die alternative Betreuung nach Anlage 3 DGUV Vorschrift 2 ist unter bestimmten Qualitätskriterien ein sehr wirksames Betreuungsmodell. Allerdings ist dieses auf Betriebe bis 30 bzw. 50 Beschäftigte beschränkt und bezieht nur die mitarbeitende Unternehmensleitung ein. Weitere Qualitätskriterien werden nicht bei allen alternativen Betreuungsmodellen in gleicher Weise realisiert.

Ziel eines erweiterten Modells "Alternative Betreuung plus" (aB+) ist es, das Modell der alternativen Betreuung unter Einbeziehung der Führungskräfte qualitätsgesichert zu erweitern und eine effiziente bedarfsorientierte ASiG-Betreuung zur kontinuierlichen Verbesserung des Arbeitsschutzes und des Arbeitsschutzhandelns im Betrieb zu ermöglichen. Das Modell aB+ nutzt insbesondere die Elemente aus der alternativen Betreuung, die einen qualitativen Unterschied in der Qualität der Modelle ausmachen, wie insbesondere wirksame Qualifizierungsmaßnahmen und die unmittelbare Einbeziehung der Unfallversicherungsträger (UVT) in das Betreuungsmanagement.

Ziel des hier vorliegenden Forschungs- und Entwicklungs(FuE)-Projekts war es, Erkenntnisse und Praxiserfahrungen zur Realisierbarkeit und Wirksamkeit des Modells und der einzelnen Modellelemente zu gewinnen.

Aktivitäten/Methoden:

Das Modell sollte in Zusammenarbeit mit beteiligten UVT, ausgestaltet und erprobt werden, begleitet durch eine formative Prozessevaluation und Ex-Post-Evaluation zur Wirksamkeit. Die Entwicklung und Erprobung erfolgte bei und in Zusammenarbeit mit fünf UVT: Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution (BGHW), Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), Unfallkasse Hessen (UKH) und Unfallkasse Nord (UK Nord). Nur für die BG RCI lag zu Projektbeginn eine Machbarkeitsstudie vor.

Zunächst wurden trägerspezifische Instrumente und Vorgehensweisen ausgearbeitet und ausgewählte Präventionsmitarbeitende für die Akquise der Betriebe und das Betreuungsmanagement dieser qualifiziert. Die Corona-Pandemie erschwerte die Akquise der Betriebe. Insgesamt konnten 19 Betriebe für die Teilnahme an der Erprobung des Modells gewonnen werden. Das vorzeitige Ausscheiden der VBG aus dem Projekt und der spätere Einstieg der UK Nord ermöglichten eine Anpassung des Modells an die Bedingungen des öffentlichen Dienstes im Rahmen einer auch corona-bedingten Projektverlängerung.

Die Führungskräfte der gewonnenen Betriebe nahmen dann an einer innovativen Qualifizierung zur Entwicklung des Führungshandelns in einem Follow-Up-Konzept mit Praxisphasen teil. Hierfür wurde ein Blended-Learning-Konzept in sechs Lern- und Praxisphasen entwickelt, das aufgrund der Corona-Pandemie und der UK-Modifikation zu einem hybriden und einem reinen online-Konzept erweitert wurde. Insgesamt nahmen an fünf Kursen 56 Führungskräfte teil, von denen 27 die Qualifizierung vollständig durchlaufen haben.

Parallel oder anschließend erfolgte, angestoßen durch das Betreuungsmanagement in den Betrieben, eine Bedarfsermittlung mit Zielvereinbarung. Bei Bedarf hat das Betreuungsmanagement gezielt Fachkundige für die Zielerreichung vermittelt. Die Zielerreichung wurde durch Monitoring durch das Betreuungsmanagement beobachtet und festgestellt. In acht Betrieben erfolgten Bedarfsermittlungen und Zielvereinbarungen, von denen vier die Ziele im Projektverlauf erreichen konnten.

Ergebnisse:

Die Evaluationsergebnisse zeigen eine hohe Wirksamkeit des Modells für die ASiG-Betreuung von KMU, insbesondere auch unter Einbeziehung weiterer Professionen. Das Modell verbessert signifikant arbeitsschutzintegriertes Führungshandeln. Die teilnehmenden Betriebe begrüßen das kontinuierliche externe Betreuungsmanagement durch den Träger.

Das Modell ermöglicht die Qualitätssicherung der ASiG-Betreuung auf hohem Niveau, insbesondere in Betrieben, die alle Elemente des Modells durchlaufen haben. Einzelne Elemente wie z. B. die Führungskräftequalifizierung können aber auch unabhängig vom Gesamtmodell bei den UVT realisiert werden. Die Erkenntnisse des Projekts liefern zudem wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der DGUV Vorschrift 2 zu einer wirksameren KMU-Betreuung.

Stand:

29.12.2023

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Systemkonzept Köln
  • BG RCI
  • BGHW
  • Unfallkasse Hessen
  • Unfallkasse Nord
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsorganisation/-schutzmanagement

Schlagworte:

Prävention, Arbeitsschutzmanagement, Klein- und Mittelbetriebe

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Arbeitsschutz, Betreuung

Weitere Informationen

Bericht in Ordner FirstSpirit