Arbeitsmedizinische Forschung in epidemiologischen Kohortenstudien: Entwicklung arbeitsmedizinisches Studienprotokoll für die "Nationale Kohorte", Beantwortung aktueller arbeitsmedizinischer Fragestellungen: Basis bestehender Heinz Nixdorf Recall Studie

Projekt-Nr. FF-FP 0295

Status:

abgeschlossen 07/2015

Zielsetzung:

Nutzbarmachung einer bestehenden Kohortenstudie für die Beantwortung arbeitsmedizinischer Fragestellungen mithilfe neuer Analysen von Biomaterialien, Aufbereitung von Angaben zum Beruf und Durchführung zusätzlicher Untersuchungen. Kernfragen sind Schichtarbeit, Metallexposition, Passivrauchen und lange Arbeitszeiten. Diese systematische Aufbereitung soll auch Vorarbeit für die Entwicklung eines arbeitsmedizinischen Studienprotokolls für die kommende "Nationale Kohorte" sein.

Aktivitäten/Methoden:

Es wurden folgende Schritte unternommen:

  1. Vorbereitung der Datenaufbereitung und -erhebung; Schließen von Kooperationsverträgen; Aufbau des Studienzentrums
  2. Bereinigung, Codierung und Operationalisierung von vorhandenen Daten mit arbeitsmedizinischer Relevanz in der HNR-Studie
  3. Analyse asservierter Blutproben (z. B. Mangan zu Baseline)

Für 2.836 Testpersonen, die ihr Einverständnis zur Erhebung der administrativen Berufsbiografie gegeben haben, konnten weiterverwertbare Daten für die Ermittlung der berufsbiografischen Datensätze aus den Meldedaten der Sozialversicherung erhoben werden. Insgesamt standen Informationen zu Berufsbiographien von 2.202 Personen zur Verfügung, deren Angaben entweder über die Rentenversicherungsnummer oder über ein Linkage-Verfahren validiert werden konnten.

Ergebnisse:

Lange Arbeitszeiten: Untersuchungen zu langen Arbeitszeiten und deren Einfluss auf kardiovaskuläre Ereignisse wurden erstmals für eine Stichprobe von Beschäftigten in Deutschland durchgeführt. Hierbei zeigte sich, dass lange Wochenarbeitszeiten infolge von Überstunden einen eigenständigen Risikofaktor für Herzkrankheiten darstellen können.

Schichtarbeit: Bezüglich der Auswertungen von Schichtarbeit auf die Entstehung von Krebs und kardiovaskulären Ereignissen und auf die Gesamtmortalität lässt sich zusammenfassend feststellen, dass Schicht- und Nachtarbeit starke Assoziationen zum Prostatakarzinom aufweisen, während dies für das Mamma-Karzinom nicht gefunden wurde. Schichtarbeit zeigte ebenso keinen Einfluss auf die Entstehung eines Herzinfarkts bzw. den Herztod und die Gesamtmortalität.

Mangan und Neurotoxizität: Für die Exposition mit Mangan (Mn) wurden verschiedene Fragestellungen bearbeitet. Zum einen wurde der Einfluss der Neurotoxizität von Mn auf die feinmotorischen Leistungen und den Geruchssinn der Testpersonen ermittelt. Es wurden Männer und im Besonderen ehemalige Schweißer untersucht, die berufsbedingt einer Mn-Exposition ausgesetzt waren. Ein klarer Zusammenhang zwischen Einschränkungen in der Feinmotorik und des Geruchssinns mit der anhand von Messdaten geschätzten kumulativen Mn-Exposition konnte jedoch nicht gefunden werden. Zum anderen wurde der Einfluss von Mn auf kognitive Leistungen untersucht. Die aktuelle Mn-Belastung und die verhältnismäßig geringe kumulative Belastung standen nicht durchgängig zu kognitiven Leistungen in Beziehung. Allerdings deutete sich für beide Geschlechter an, dass einzelne Genotypen eine protektive Wirkung gegenüber der Neurotoxizität von Mn besitzen könnten.

Passivrauch: Die Exposition gegenüber Passivrauch geht mit einer erhöhten Chance für koronare Verkalkung einher. Neben der selbstberichteten Passivrauchexposition der Testpersonen wurden auch deren Cotininkonzentration im Urin gemessen und beide Parameter miteinander verglichen.

Virologie: Im Rahmen von virologischen Untersuchungen wurden 699 Personen untersucht. Die Befunde der virologischen Untersuchungen deuten darauf hin, dass bei gesunden Erwachsenen keine residuale oder persistierende Erreger-Nukleinsäure vorliegt. Ob diese Erreger evtl. mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung oder Asthma bronchiale in Verbindung stehen, lässt sich abschließend nicht beurteilen.

Biobank: Die aufgebaute Biobank bietet eine wertvolle Ressource für eine bessere Bewertung der Performance von Biomarkern zur Diagnose von Erkrankungen. Durch die Biobank sind nun die notwendigen Grundvoraussetzungen für weitere Analysen gegeben. Entsprechende Studien für die möglichen Markerkandidaten Mesothelin, Calretinin und weiteren Markern haben bereits begonnen.

Stand:

07.04.2017

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universitätsklinikum Essen der Universität Duisburg-Essen
  • Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit
  • Institut für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA)
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Gefährdungsübergreifende Fragestellungen

Schlagworte:

Prävention, Chemische Arbeitsstoffe, Arbeitsformen

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Nationale Kohorte, Heinz Nixdorf Recall Studie