ICF-basierte Prädiktion des Outcomes in der Rehabilitation nach Trauma - icfPROreha

Projekt-Nr. FF-FR 0265

Status:

abgeschlossen 10/2021

Zielsetzung:

Ziel des Forschungsvorhabens "ICF-basierte Prädiktion des Outcomes in der Rehabilitation nach Trauma" (icfPROreha) war die Identifizierung von Faktoren (Aspekte der Funktionsfähigkeit und Kontextfaktoren), die eine Vorhersage der Arbeitsfähigkeit (Status der Arbeitsfähigkeit 78 Wochen nach Entlassung aus der stationären Rehabilitation und/oder Dauer der Arbeitsunfähigkeit) und Lebensqualität von Personen mit schweren muskuloskelettalen Verletzungen nach stationärer unfallchirurgisch-orthopädischer Rehabilitation ermöglichen.

Aktivitäten/Methoden:

Methodisch wurde das Projekt in vier Phasen unter Beteiligung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, der BG Unfallklinik Murnau, der neun kooperierenden Kliniken bzw. Rehabilitationsabteilungen sowie der Projektgruppe ICF-basierte Traumarehabilitation umgesetzt. Auf die Identifizierung potenzieller Prädiktoren (Phase 1) und die Bestimmung von Messverfahren zur Erhebung der potenziellen Prädiktoren (Phase 2), folgte in Phase 3 die Generierung einer Datenbasis zur Entwicklung von Prädiktionsmodellen, deren Ergebnisse in Empfehlungen zu Maßnahmen mündeten, die in einem Strategiepapier verschriftlicht wurden (Phase 4).

Die Generierung einer Datenbasis zur Entwicklung von Prädiktionsmodellen erfolgte über eine multizentrische Längsschnittstudie, durchgeführt an zehn beteiligten Kliniken bzw. Rehabilitationsabteilungen in Deutschland. Mit standardisierten Verfahren und Messinstrumenten wurden Aspekte der Funktionsfähigkeit und Kontextfaktoren sowie verletzungsspezifische Daten und die Lebensqualität der Erkrankten bei Aufnahme in die stationäre Rehabilitation erhoben sowie in Auszügen bei Entlassung aus der stationären Rehabilitation und – mittels telefonischer Befragungen – zu den Zeitpunkten 12, 26, 52 und 78 Wochen nach Entlassung aus der stationären Rehabilitation erfasst.

Eingeschlossen wurden Personen mit

  1. schweren muskuloskelettalen Verletzungen entsprechend des Verletzungsartenverzeichnisses der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), die für eine
  2. erste stationäre Rehabilitation in einer der kooperierenden Kliniken aufgenommen wurden. Weitere Einschlusskriterien der Studie waren
  3. Alter ≥ 18 Jahre und
  4. Aufnahme in die stationäre unfallchirurgisch-orthopädische Rehabilitation erfolgte innerhalb von 16 Wochen nach dem Tag des Unfalls bzw. der Verletzung.
Personen mit Verletzungen der großen Nervenbahnen einschließlich Wirbelsäulenverletzungen mit neurologischer Symptomatik (Ziffer 3 VAV) sowie mit offenen oder gedeckten mittelschweren und schweren Schädel-Hirn-Verletzungen (ab SHT Grad II) (Ziffer 4 VAV) wurden ausgeschlossen, ebenso Personen mit mangelnder Kenntnis der deutschen Sprache in Wort und Schrift. Die Daten der Studie wurden deskriptiv, bivariat und multivariat analysiert.

Final eingeschlossen wurden 775 Personen (im Mittel 47,2 Jahre alt, 73,9 % männlich), die durchschnittlich 37,2 Tage nach Entlassung aus der Akutklinik in die erste stationäre Rehabilitation aufgenommen wurden, welche im Mittel 6,2 Wochen (Median: 4,7 Wochen) dauerte. Schwere Verletzungen großer Gelenke waren die am häufigsten vorliegenden Verletzungen (52,9 %), gefolgt von komplexen Brüchen der großen Röhrenknochen (31,1 %). Insgesamt wurden 646 (83,4 %) Erkrankte innerhalb von 78 Wochen nach Entlassung aus der stationären Rehabilitation arbeitsfähig (mediane Dauer bis zum Eintritt der Arbeitsfähigkeit: 111,5 Tage).

Ergebnisse:

Das Prädiktionsmodell zur Vorhersage des Status der Arbeitsfähigkeit 78 Wochen nach Entlassung aus der stationären Rehabilitation enthält zwölf Prädiktoren, von denen sieben den Kontextfaktoren (z. B. Vermögenswerte, Lebenseinstellungen) zuzuordnen sind. Das Prädiktionsmodell zur Vorhersage der Dauer der Arbeitsunfähigkeit im Zeitraum von bis zu 78 Wochen nach der Entlassung aus der stationären Rehabilitation enthält 16 Prädiktoren, von denen 11 den Kontextfaktoren (z. B. Art der Behandlung vor stationärer Rehabilitation, Krankheitsbewältigung/Coping) zuzuordnen sind. Darauf aufbauend wurden die "icfPROreha Prädiktionsscores" entwickelt. Mit diesen steht den Unfallversicherungsträgern und Behandlern ein Steuerungstool zur Verfügung, mit dem das Risiko für eine lange Arbeitsunfähigkeitsdauer bzw. fortwährende Arbeitsunfähigkeit schon bei Aufnahme in die stationäre Rehabilitation bzw. in das berufsgenossenschaftliche Reha-Management abgeschätzt werden kann.

Aus den Ergebnissen beider Prädiktionsmodelle erarbeiteten die Mitglieder der Projektgruppe ICF-basierte Traumarehabilitation zudem für die insgesamt 22 identifizierten Prädiktoren Handlungsempfehlungen für die Versorgung und Behandlung von Personen mit schweren muskuloskelettalen Verletzungen, die in einem Strategiepapier zusammengefasst wurden. Somit stehen den an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen und Einrichtungen aller Versorgungssektoren Hinweise für eine optimierte Behandlung dieser Personen zur Verfügung, um die Dauer der Arbeitsunfähigkeit nachhaltig zu verkürzen und eine Rückkehr an den Arbeitsplatz sicherzustellen.

Stand:

12.05.2022

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BG Unfallklinik Murnau
  • Ludwig-Maximilians-Universität München
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Rehabilitationserfolg, Arbeitsfähigkeit, Lebensqualität, muskuloskeletale Verletzungen