Weiterentwicklung und Validierung der Hamburger Prognosescores HandAF und HandDAU: Prädiktion der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und der Dauer der Arbeitsunfähigkeit im Rahmen des Reha-Managements der UVT von Patienten mit Handverletzungen

Projekt-Nr. FF-FR 0269

Status:

abgeschlossen 02/2021

Zielsetzung:

Ziel des Forschungsvorhabens war die Überprüfung und Weiterentwicklung der in einer Pilotstudie (2012 bis 2016) entwickelten Scores Hamburger Prognosescore HandAF und Hamburger Prognosescore HandDAU zur Vorhersage der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit bzw. der Dauer der Arbeitsunfähigkeit ab Beginn des Reha-Managements von Unfallverletzten mit Verletzungen der Hand. Im Einzelnen wurde die Datenbasis zur Berechnung der beiden Prognosescores durch Zusammenführung der Daten aus der Pilotstudie in einem gemeinsamen Datenpool erweitert, wurden beide Prognosescores basierend auf den zusammengeführten Daten neu berechnet und verfeinert und wurde die Güte und Vorhersagekraft beider Prognosescores anhand des gemeinsamen Datenpools überprüft. Des Weiteren wurde ein Protokoll für die Synchronisierung der Daten des Forschungsvorhabens mit dem ICF(Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit)-basierten Assessment ICF HandA aus dem Forschungsvorhaben Leuchtturmprojekt Hand (FR0189) erstellt und ein Manual sowie je eine Excel-Anwendung für die Berechnung des Hamburger Prognosescore HandAF und des Hamburger Prognosescore HandDAU bereitgestellt.

Aktivitäten/Methoden:

Das Forschungsvorhaben wurde als monozentrische, prospektive Längsschnittstudie (im Folgenden als Hauptstudie bezeichnet) am Berufsgenossenschaftlichen (BG) Klinikum Hamburg durchgeführt. Mit standardisierten Verfahren und Messinstrumenten wurden Aspekte der Funktionsfähigkeit und Kontextfaktoren sowie Daten zu krankheitsspezifischen Aspekten zu Beginn, im Verlauf und zum Abschluss des Reha-Managements erfasst. Eingeschlossen wurden alle Unfallverletzten mit Handverletzungen, die im Rahmen des Reha-Managements der Unfallversicherungsträger (UVT) am BG Klinikum Hamburg behandelt wurden. Einschlusskriterien für die Studie waren Alter ≥ 18 Jahre, Diagnose von Einfach- oder Mehrfachverletzungen der Hand und Vorstellung in mindestens einer Reha-Sprechstunde am BG-Klinikum Hamburg. Das Forschungsvorhaben wurde von einem Forschungsbegleitkreis bestehend aus Vertretern der beteiligten UVT, Patientenvertreter und Gesundheitsfachpersonen begleitet. Die Daten der Studie wurden deskriptiv, bivariat und multivariat analysiert.

Insgesamt wurden 346 Unfallverletzte (im Mittel 45,1 Jahre alt, 80,4 % männlich) in die Hauptstudie eingeschlossen. Die Unfallverletzten nahmen im Mittel an 2,9 Reha-Sitzungen teil (1 bis 14 Sitzungen). 87,6 % der Unfallverletzten (n = 303) erreichten mit dem Abschluss des Reha-Managements die Arbeitsfähigkeit.

In den gemeinsamen Datenpool zur Validierung und Verfeinerung der beiden Scores gingen die Daten von insgesamt 870 Unfallverletzten ein (Pilotstudie: n = 524; Hauptstudie: n = 346). Die Unfallverletzten aus beiden Studien waren hinsichtlich Alter, Geschlecht, Familienstand, Berufsausbildung und Tätigkeit weitgehend homogen. Im gemeinsamen Datenpool erreichten insgesamt 88,7 % der Unfallverletzten die Arbeitsfähigkeit. Bei den arbeitsfähigen Unfallverletzten trat die Arbeitsfähigkeit im Mittel 105,3 Tage nach Beginn des Reha-Managements ein.

Der Hamburger Prognosescore HandAF wird über zehn Einflussgrößen berechnet; diese reichen von Kindern im Haushalt lebend über den allgemeinen Gesundheitszustand und das Ausmaß der körperlichen Belastung am Arbeitsplatz bis hin zu der Handgelenksbeweglichkeit. Der Score weist eine gute Sensitivität von 70,5 % und eine Spezifität von 78,6 % auf. Der Hamburger Prognosescore HandDAU berücksichtigt 21 Einflussgrößen, wie Verletzung der Langfinger, Verletzung am Handrücken, Maximalkraft und Kälteempfindlichkeit. Der Score weist eine gute Güte auf.

Ergebnisse:

Mit den beiden Scores liegen Steuerungstools für das Reha-Management vor, die bei Aufnahme in das Reha-Management eingesetzt werden können, um Versicherte zu identifizieren, die eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine weiterhin bestehende Arbeitsunfähigkeit bzw. einen verzögerten Eintritt der Arbeitsfähigkeit nach Abschluss des Reha-Managements haben. Für Versicherte mit einem solchen Risiko können so frühzeitig weitere rehabilitative oder andere berufshelferische Maßnahmen geprüft und eingeleitet werden. Somit können beide Scores einen Betrag zur personalisierten Versorgung und Rehabilitation und damit nachhaltigen Verbesserung der sozialen Teilhabe von Versicherten mit Handverletzungen leisten.

Stand:

19.09.2023

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BG Klinikum Hamburg gGmbH
  • Ludwig-Maximilians-Universität München
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Hamburger Prognosescore, Handverletzungen, Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit