Physiologisches und biomechanisches Belastungsprofil im Berufsfeld der radgestützten Schnelllieferdienste

Projekt-Nr. IFA 4263

Status:

laufend

Zielsetzung:

Radgestützte Schnelllieferdienste haben sich als feste Struktur in der Waren- und Essensauslieferung etabliert und bilden im urbanen Raum eine wachsende Alternative zur Auslieferung mit herkömmlichen Fahrzeugen. Der aus klimatischer Sicht zu begrüßende Trend geht jedoch mit einer physiologischen Mehrbelastung der Ausliefernden einher, welche zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht hinreichend erfasst wurde. Zwar existieren Studien zu verwandten Berufsgruppen der Fahrradkuriere oder Briefzusteller, jedoch beschränken diese sich meist auf globale Belastungsparameter wie Herzfrequenz (HF) [bpm] oder indirekt ermittelte metabolische Äquivalente (MET) [J]. Demgegenüber sind aus der sportwissenschaftlichen Literatur etablierte und detaillierte Messverfahren sowie Belastungsparameter bekannt, welche sich ohne Einschränkungen auch auf die Berufsgruppe der Ausliefernden anwenden lassen. So lassen sich beispielsweise Parameter wie mechanische Arbeit [kJ], Leistung [W], muskuläre Sauerstoffsättigung [%SmO2] während einer Tagesschicht durchgängig am Fahrrad und an Versuchsteilnehmenden erfassen.

Im Auftrag der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) und der Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation (BG Verkehr) führt das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) ab Frühjahr 2024 eine interdisziplinäre Felduntersuchung durch. In diesem Teilprojekt untersucht das IFA die physiologischen und biomechanischen Belastungen bei der radgestützten Warenauslieferung (Schnelllieferdienste).

Aktivitäten/Methoden:

Das messwertbasierte physiologische und biomechanische Belastungsprofil der Berufsgruppe der Schnelllieferdienstleistenden setzt sich aus folgenden Parametern zusammen: Leistung, Arbeit, Herzfrequenz, Herzratenvariabilität, muskuläre Sauerstoffsättigung, totale Hämoglobinmenge, Trittfrequenz, Geschwindigkeit, Distanz, Höhenmeter, Belastungs-/Entlastungszeiten und Körperkerntemperatur. Die Parameter können über kommerziell verfügbare Messsensorik wie ein Leistungsmesssystem, Herzfrequenzbrustgurte mit zusätzlichem Temperatursensor, Nahinfrarotspektroskop in Kombination mit einem Radcomputer oder Vergleichbarem synchronisiert aufgezeichnet werden. Die Parameter sollen hierbei bei ca. 20 Versuchsteilnehmenden erfasst werden und zu bisherigen Arbeiten sowohl aus dem beruflichen als auch sportlichen Kontext in Verbindung gebracht werden, um eine erste Einordnung der auftretenden Belastung zu ermöglichen. Beispielsweise kann anhand der muskulären Sauerstoffsättigung auf die zugrundeliegende Form der Energiebereitstellung (aerob/anaerob) geschlossen werden (Vasquez-Bonilla et al., 2023). Durch die Erfassung der vortriebsrelevanten Leistung und Kenntnis über den Wirkungsgrad beim Radfahren (Coyle et al., 1992) kann direkt der Arbeitsenergieumsatz bestimmt und mit bestehenden Bewertungskonzepten wie beispielsweise von Lehmann (1953) in eine Arbeitsschwere eingeteilt werden. Mithilfe der Herzfrequenzdaten in Ruhe und unter Belastung (Arbeitsherzfrequenz) sowie Annahmen über die maximale Herzfrequenzen können relative Herzfrequenzen bzw. Dauerleistungsgrenzen bestimmt werden. Diese lassen sich mittels arbeitswissenschaftlicher Bewertungskriterien, wie von Wu und Wang (2002) oder im DGUV Report 3/2020 MEGAPHYS erschienen, bewerten.

Stand:

03.09.2024

Projekt

Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW)
  • Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekomunikation (BG Verkehr)
Branche(n):

Verkehr

Gefährdungsart(en):

Mehrfachbelastungen, ungünstige Arbeitsumgebung

Schlagworte:

Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen), Ergonomie, Transport und Verkehr

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Physiologische Belastung, Fahrrad, Lieferdienst

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