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Die wissenschaftliche Literatur hat gezeigt, dass die Arbeitsbedingungen von Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sowie von Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten typischerweise körperlich anspruchsvoll und zum Teil mit negativen Belastungen der Wirbelsäule und daraus resultierenden Beschwerden im Bereich des unteren Rückens sowie der Schultern und des Nackens verbunden sind. Des Weiteren lassen sich Hinweise auf eine erhöhte Belastung von Ellenbogen, Händen und Handgelenken (distale obere Extremität) bei der Ausübung von manuellen Techniken, wie Gelenkmobilisation und Massage und Weichteiltechniken finden. Bisher konnten nur wenige Studien ein arbeitsbedingtes Risiko für Beschwerden im Bereich der Daumen und Hände bei beiden Berufsgruppen oder gar bei Masseurinnen und Masseuren nachweisen.
Um die kumulativen Belastungen im Bereich der distalen oberen Extremität messwertbasiert abbilden zu können, entwickelt das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) im Auftrag der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) einen neuen Messansatz zur Erfassung der physischen Exposition der Daumen und der distalen oberen Extremität. Dieser Ansatz soll langfristig für die Erstellung von Expositionskatastern genutzt werden. Bislang besteht jedoch noch keine Berufskrankheit.
Mit Hilfe der mobilen Dynamometrie (z. B. Kraftmessung mit Sensorpads), mobilen Elektromyografie (Cometa) und mobilen Kinemetrie (Bewegungserfassung mit XSENS und XSENS Metagloves) wird die Exposition der Hand, der Finger und insbesondere der Daumen während physiotherapeutischer manueller Tätigkeiten bei Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten und von Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten (n = 10) in einer Laborstudie erfasst. Die kinematischen Daten der distalen oberen Extremität werden auf bekannte kinematische Parameter wie Haltung, Repetition, Bewegungsgeschwindigkeit und Bewegungsausmaß hin analysiert. Zur Bestimmung der Muskel-Skelett-Belastungen des Daumens, der Finger und des Handgelenks werden zudem die dynamischen Daten (Aktionskräfte und ggf. Gelenkmomente) sowie die elektromyografischen Daten (Muskelaktivitäten) herangezogen. Die Ergebnisse der Laborstudie werden in ein erstes Expositionskataster überführt. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden. Gleichzeitig wird das eingesetzte Messsystem auf seine Praktikabilität im Rahmen von Felduntersuchungen hin geprüft. Sollte sich das System in der Praxis als einsetzbar erweisen, können zukünftig weitere Daten im Rahmen eines neuen Projektes in einer zu planenden Feldstudie erfasst werden.
Gesundheitswesen
Gefährdungsart(en):Arbeitsbedingte Erkrankungen
Schlagworte:Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen)
Weitere Schlagworte zum Projekt:Rhizarthrose, Daumensattelgelenk, Finger, Physiotherapie, Manuelle Therapie, Muskel-Skelett-Belastungen