abgeschlossen 06/2016
Beim Rechtsabbiegen von Lastkraftwagen kommt es immer wieder zu Unfällen mit zu Fuß gehenden oder Rad fahrenden Personen. Bei diesen Unfällen werden diese Personen meist vom langsam fahrenden Lkw umgeworfen und anschließend überrollt. Die Ursache ist in der Regel nicht die Geschwindigkeit des Lkw, sondern die schwierige Rundumsicht aus dem Lkw heraus. Unfälle dieser Art führen regelmäßig dazu, dass die Betroffenen getötet werden und die Fahrzeugführenden des Lkw oftmals schwer traumatisiert sind. Kamera-Monitor-Systeme sind Sichthilfen für Fahrzeugführende, die die Sicht in den relevanten Bereichen verbessern können. Die Auswahl solcher Systeme konnte von der BG Verkehr nicht unterstützt werden, da sie noch nicht wissenschaftlich untersucht waren. Ziel des Projekts war es, einen Kriterienkatalog aufzustellen, der beschreibt, wie ein solches System gestaltet sein muss, um die Sicht im relevanten Bereich zu verbessern (Monitorposition, Kameraposition, Darstellung der Umgebung, …). Anschließend sollten die Kriterien auf am Markt befindliche Systeme angewendet werden, um festzustellen, welche verfügbaren Geräte für diesen Einsatzzweck geeignet sind.
Eine Untersuchung zu Kamera-Monitor-Systemen wurde durchgeführt. Hierbei wurden Eigenschaften vorhandener Systeme, Anforderungen aus Normen und Anforderungen aus Richtlinien betrachtet. Weiterhin wurden Unfallberichte untersucht, um herauszufinden, in welchen Bereichen um den Lkw Sichteinschränkungen vermehrt zu Unfällen führen. Zwei verschiedene psychologische Untersuchungen wurden durchgeführt. Die erste Untersuchung konzentrierte sich auf die Frage, ob das Rechtsabbiegen beim Fahrzeugführer Stress auslöst und ob dieser Stress bei einem vorhandenen Kamera-Monitor-System geringer ausfällt. Die zweite Untersuchung zielte darauf ab, das Nutzungsverhalten von Fahrzeugführern an ihrem Kamera-Monitor-System festzustellen. Die Ergebnisse der Untersuchung und der psychologischen Untersuchungen wurden verglichen und das Ergebnis wurde in einem Fragenkatalog zusammengefasst, anhand dessen Transportunternehmen und Speditionen Kamera-Monitor-Systeme für ihre Fahrzeuge und Bedürfnisse (z. B. viel/wenig Nachtfahrten) bewerten und auswählen können.
Im Projekt wurde ein Fragen-/Anforderungskatalog für Kamera-Monitor-Systeme (KMS) entwickelt. Dieser gibt eine Übersicht darüber, was KMS erfüllen müssen, um als vollwertiger Spiegelersatz eingesetzt zu werden. Auch KMS, die Spiegel nur unterstützen, sollten möglichst viele dieser Punkte erfüllen. Anhand dieses Katalogs konnte festgestellt werden, dass aktuelle Zusatzsysteme bereits in vielen Punkten die hohen Anforderungen an den Spiegelersatz erfüllen. Gleichzeitig kann der Katalog von der BG Verkehr und der Industrie genutzt werden, um weitere Systeme auf ihren technischen Stand hin zu prüfen. In einem umfassenden Abschlussbericht wurden die einzelnen Anforderungen an KMS dargestellt, sodass tiefergehende Informationen zu jedem einzelnen Punkt des Katalogs verfügbar sind. Aus Unfalluntersuchungen und Sichtuntersuchungen Dritter wurde ein kritischer Bereich neben dem LKW ermittelt, der gleichzeitig einen Unfallschwerpunkt und einen schlecht einsehbaren Bereich darstellt. Es wurde aufgezeigt, dass KMS diesen sichtbar machen können.
Verkehr
Gefährdungsart(en):Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Schlagworte:Transport und Verkehr, Mensch-Maschine-Schnittstelle, Unfallverhütung
Weitere Schlagworte zum Projekt:Rechtsabbiegen, Kamera-Monitor-System (KMS), Lkw, Spedition, Transportunternehmen