abgeschlossen 01/2011
Physische Inaktivität und einseitig belastendes Dauersitzen gehen mit ernstzunehmenden Gesundheitsgefährdungen einher. Neben Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems, Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören auch psychische Störungen zu den Folgen von andauerndem Bewegungsmangel. Vor dem Hintergrund der ständig steigenden Anzahl der Büroarbeitsplätze mit bewegungsarmer Arbeit kommt der Entwicklung und Evaluation geeigneter Maßnahmen zur Bewegungsförderung am Arbeitsplatz eine große Bedeutung zu. Effekte auf das Bewegungsverhalten von Personen können beispielsweise subjektiv mittels Befragung oder objektiv über Bewegungssensoren erfasst werden. Die Wirksamkeit von Bewegungsförderungsmaßnahmen konnte in einigen Fällen belegt werden. Die beobachteten Effekte wurden jedoch selten anhand von arbeitsmedizinischen Verlaufsparametern quantifiziert. Um Interventionseffekte zukünftig mit ergonomischen und arbeitsmedizinischen Methoden erfassen zu können, wurde ein umfangreiches Methodeninventar entwickelt und im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Interventionsstudie (n = 25) erprobt.
An der Interventionsstudie nahmen 25 Personen mit Vollzeitstelle an einem Bildschirmarbeitsplatz teil. Zur Förderung des Aktivitätsverhaltens der Interventionsgruppe (n = 13) wurden Maßnahmen der Verhältnis- und Verhaltensprävention eingesetzt. Die Interventionsdauer betrug zwölf Wochen. Während dieser Zeit wurde das Bewegungsverhalten der Probanden am Arbeitsplatz täglich mit Aktivitätsprotokollen sowie mit einem handelsüblichen Aktivitätssensor (AiperMotion 320) erfasst. Mithilfe des CUELA-Activity-Systems wurde das Aktivitätsverhalten vor und am Ende der Intervention dokumentiert. Die folgenden weiteren Methoden wurden vor und nach der Intervention zur Verlaufsdokumentation angewendet: Zur Erfassung des psychischen und physischen Wohlbefindens und der Häufigkeit von Muskel-Skelett-Beschwerden wurden standardisierte Fragebögen (z. B. der SF-12) eingesetzt. Um die Beweglichkeit zu ermitteln, wurde eine arbeitsmedizinische Untersuchung des Muskel-Skelett-Systems in Anlehnung an die fokus®-Systematik entwickelt und durchgeführt. Die Ausdauerleistung wurde mit dem Physical-Working-Capacity-Test (Fahrradergometrie) erfasst. Ferner wurde die Maximalkraft mit Dynamometern und die Kraftausdauer mit standardisierten Muskelfunktionstests aus der Rehabilitationsmedizin gemessen.
Die eingesetzten Methoden ermittelten eine ganze Reihe an signifikanten positiven Interventionseffekten: Anhand der Funktionsdiagnostik wurden Beweglichkeitszuwächse einzelner Gelenke und Bewegungsrichtungen gefunden. Die Krafttests diagnostizierten eine gesteigerte Maximalkraft der Rückenmuskulatur sowie eine verbesserte Kraftausdauer der Rücken-, Bauch- und Schultermuskulatur. Über verschiedene Fragebögen wurde eine Steigerung des subjektiven Wohlbefindens festgestellt. Die genaue messtechnische Aktivitätsanalyse verzeichnete Zunahmen der Steh- und Bewegungszeiten sowie der Aktivitätsintensität. Die Aktivitätsprotokolle und die einfache Bewegungserfassung mittels Aktivitätssensor ergaben, dass die Interventionsgruppe über den gesamten Zeitraum aktiver war als die Kontrollgruppe. Die signifikanten Ergebnisse bestätigen, dass sich viele der eingesetzten Methoden eignen, um Interventionseffekte zu quantifizieren. Bei den Methoden, die keine signifikanten Effekte verzeichneten, bleibt offen, ob dies auf die mangelnde Sensitivität der Methode oder auf die Unwirksamkeit der Interventionsmaßnahmen zurückzuführen ist. Eine gezielt gekürzte Version des Methodeninventars kann künftig für umfassende Wirksamkeitsanalysen von Aktivitätsfördermaßnahmen eingesetzt werden.
Verwaltungen
Gefährdungsart(en):Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Schlagworte:Physische Beanspruchung/Belastung, Gesundheitsförderung, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen)
Weitere Schlagworte zum Projekt:Büro- und Bildschirmarbeitsplätze, Bewegungserfassung, Aktivitätsförderung, Prävention physischer Inaktivität, Büroarbeitsplätze, arbeitsmedizinische Verlaufsparameter, Methodenentwicklung