Ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen in Kindertageseinrichtungen

Projekt-Nr. IFA 4191

Status:

abgeschlossen 08/2014

Zielsetzung:

Bislang lagen kaum Untersuchungen zu Muskel-Skelett-Belastungen bei pädagogischem Personal in Kindertageseinrichtungen (Kitas) vor. Zudem war nicht bekannt, wie sich die strukturellen Rahmenbedingungen (z. B. Anzahl und Altersverteilung der betreuten Kinder, Betreuungsschlüssel oder Ausstattung) auf die Belastungssituation auswirken. Angesichts der steigenden Zahl der zu betreuenden Unter-Dreijährigen (U3) wurde jedoch eine Veränderung der körperlichen Belastung angenommen, z. B. durch vermehrtes Heben und Tragen. Zudem wurden bestehende Lösungsansätze zur Belastungsminderung, wie spezielle Tische oder Erzieher-/innenstühle, noch nicht auf ihre Wirksamkeit überprüft. Zur Planung einer geeigneten Interventionsstudie hatte das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) die Arbeitsgruppe "ErgoKita" aus Vertretern der Unfallkassen Nordrhein-Westfalen (NRW), Rheinland-Pfalz und Hessen, der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), des Instituts für Arbeitswissenschaft der Technischen Universität Darmstadt (IAD) sowie des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität Frankfurt (ASU) gegründet. Die Studienvorbereitung war Inhalt des Projektes IFA 4179 "Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) bei Erzieherinnen/Erziehern in Kindergärten/Kindertagestätten". Ziel des vorliegenden Projektes war die Umsetzung der Interventionsstudie. Das IFA hatte dabei die Aufgabe, physiologische Messungen vor und nach ergonomischen Interventionen in Kitas durchzuführen und die Wirksamkeit von geeigneten Interventionsmaßnahmen zu überprüfen.

Aktivitäten/Methoden:

In einem ersten Schritt wurden Befragungen in 250 Kindertageseinrichtungen in NRW, Rheinland-Pfalz (RP) und Hessen über deren Ausstattung und zu erwartenden Muskel-Skelett-Belastungen durchgeführt. Aus diesen Kitas wurden 24 repräsentative Kitas (je acht in NRW, RP und Hessen) ausgewählt, in denen bei intensiven Vor-Ort-Begehungen detaillierte Erhebungen der physischen Arbeitssituationen erfolgten. In einer Ist-Zustandsanalyse wurden Muskel-Skelett-Belastungen bei jeweils zwei Erzieherinnen in neun Kitas (davon jeweils drei Kitas mit geringem, mittleren und hohen Interventionsbedarf) mit dem CUELA-Messsystem durchgeführt. Bei jeder Erzieherin wurden die Belastungsmessungen an jeweils zwei Arbeitsschichten durchgeführt. Aus den Ergebnissen der Ist-Zustands-Analyse wurden tätigkeitsspezifische Präventionsmaßnahmen (ergonomische Möbel/Ausstattungen, Arbeitsorganisatorische Maßnahmen und Hinweise zum individuellen Verhalten) abgeleitet. In sechs der neun Interventions-Kitas wurden die Maßnahmen zusammen mit den Erzieherinnen und begleitet von Verhaltens- und Ergonomie-Schulungen implementiert. Nach einer Eingewöhnungszeit wurden erneute CUELA-Messungen durchgeführt, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden in der Ist-Zustandsanalyse 36 Schichtaufnahmen durchgeführt und die zugehörigen Muskel-Skelett-Belastungen detailliert quantifiziert. Belastungsschwerpunkte ergaben sich beim Arbeiten mit gebeugtem Oberkörper in niedrigen Arbeitshöhen (mittlere Zeitanteile mit gebeugtem Oberkörper zwischen 16 und 35 % der Arbeitsschicht. Der Anteil der U3-Betreuung hatte einen Einfluss auf die Lastenhandhabung (bis zu 4 % der Arbeitsschicht Handhabung von Gewichten > 10 kg). Auffällig war weiterhin der relativ hohe Anteil an knienden Haltungen (im Mittel bis zu 16 % der Arbeitsschicht). Nach der Implementierung der Präventionsmaßnahmen in den Kitas und Schulungen des Kitapersonals wurden erneute Messungen durchgeführt, die zu Reduktionen der Muskel-Skelett-Belastungen führten. Statistisch signifikante Reduktionen wurden insbesondere beim Anteil der starken Rumpfbeugehaltungen und der knienden Haltungen durch Nutzung ergonomischer Möbel und Optimierung des individuellen Verhaltens erreicht.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Institut für Arbeitswissenschaft der TU Darmstadt (IAD)
  • Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität Frankfurt (ASU)
Branche(n):

Öffentlicher Dienst

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen), Ergonomie, Arbeitsplatzgestaltung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Erzieherinnen/Erzieher, ergonomische Gestaltung, Kindertagesstätten (Kitas), Kindergärten, Muskel-Skelett-Belastungen, Arbeitsorganisation, Hilfsmittel, CUELA, U3-Betreuung, Heben und Tragen, Arbeitsgestaltungsmaßnahmen, Bildungsqualität

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