abgeschlossen 12/2016
Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Desinfektion der Hände mit einem alkoholischen Präparat hautverträglicher als das Waschen mit Wasser und Seife ist. Durch die Verbreitung von Virusinfektionen (z. B. Norovirus-Epidemien) in Gemeinschafts- und gesundheitlichen Einrichtungen werden jedoch zunehmend speziell als viruzid deklarierte Hautdesinfektionsmittel eingesetzt. Nach bisherigen klinischen Erfahrungen und Beobachtungen geht die Anwendung gerade dieser speziellen Produkte mit einer erhöhten Hautirritabilität einher, die auch zu irritativen Kontaktekzemen führen kann. Für die ethanolischen, viruzidwirkenden Hautdesinfektionsmittel (mit unterschiedlichen Zusätzen) liegen noch keine vergleichenden experimentellen und anwenderorientierten Untersuchungen in vivo zur Hautverträglichkeit vor. Ziel des Projektes ist die Identifizierung unterschiedlicher irritativer Potenz viruzid wirkender Händedesinfektionsmittel, um in der täglichen Beratungspraxis berufsdermatologisch fundierte Empfehlungen zu den jeweiligen Produkten aussprechen zu können.
Die Produkte sind mit den wirksamen Bestandteilen Ethanol und Propanol und mit jeweils unterschiedlichen Zusätzen verfügbar. Diese sind z. B. Propylenglycol, Glycerol, Lanolin-polyoxyethylen-butan1,3-diol, 2-Butanon, Phosphorsäure oder Parfum. Da die bisherigen In-vivo-Modelle zur Bestimmung der Hautverträglichkeit von Desinfektionsmittel aufgrund der erhöhten irritativen Potenz der Viruzide nicht übernommen werden können, sollen in randomisierten halbverblindeten, noch zu entwickelnden Modellen, Versuchspersonen (n=80) über eine Testdauer von mehreren Tagen mit sechs verschiedenen Viruziden unterschiedlicher Zusammensetzung miteinander und mit einer Kontrolle (80 % Ethanol/Wasser-Lösung) verglichen und untersucht werden. Die Erfassung frühzeitiger Veränderungen der Hautbarriere bzw. von Entzündungsparameter erfolgt unter standardisierten Laborbedingungen durch klinische (durch sog. clinical scoring) und nicht-invasive hautphysiologische Messverfahren (bioengineering Verfahren). Zusätzlich wird in Kooperation mit dem Robert Koch-Institut Berlin (PD Dr. Hübner) die Korrelation zur desinfizierenden Wirkung hergestellt.
http://www.ipa-dguv.de/ipa/forschung/projektesammlung/ipa-118-viruzide.jsp
Gesundheitswesen
Gefährdungsart(en):Arbeitsbedingte Erkrankungen, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Schlagworte:Hauterkrankungen (außer Krebserkrankungen)
Weitere Schlagworte zum Projekt:Viruzide, irritatives Potenzial, Gesundheitswesen