Manipulation von Schutzeinrichtungen verhindern

Zeichnung: Ein Richter, ein Polizist und ein Mann in Arbeitskleidung stehen um eine blutbespritzte Maschine, während zwei weitere Männer einen Sarg zum Leichenwagen tragen.

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Manipulation eines Schutztürschalters mittels Ersatzbetätiger.
Bild: IFA

Können von Maschinen ausgehende Gefahren konstruktiv nicht beseitigt oder ausreichend minimiert werden, kommen Schutzeinrichtungen zum Einsatz. Diese sollen die an der Maschine arbeitenden Personen vor den verbleibenden Gefährdungen der Maschine schützen. Trotz des damit einhergehenden Risikos werden Schutzeinrichtungen jedoch immer wieder abmontiert, überbrückt oder anderweitig außer Kraft gesetzt. Arbeitsschutzexpertinnen und -experten gehen davon aus, dass an jeder vierten Maschine Schutzeinrichtungen vorübergehend oder permanent manipuliert werden. Als Folge geschehen jedes Jahr Tausende von Arbeitsunfällen, die auf die Manipulation einer Schutzeinrichtung zurückzuführen sind.

Dass Schutzeinrichtungen manipuliert werden, liegt in den meisten Fällen an Mängeln im Schutzkonzept der Maschine. Ist das Schutzkonzept nicht auf die Bedienbarkeit der Maschine abgestimmt, werden Schutzeinrichtungen als störend wahrgenommen. Infolgedessen werden Tätigkeiten wie die Instandhaltung, das Einrichten, die Störungsbeseitigung oder Reinigung der Maschine durch die Schutzeinrichtung erschwert oder gar unmöglich gemacht. Für Personen, die mit solchen Maschinen arbeiten, stellt dies einen hohen Manipulationsanreiz dar.

Maschinen herstellende und betreibende Unternehmen sind durch die Gesetzgebung dazu verpflichtet, nur sichere Maschinen in Verkehr zu bringen und bereitzustellen. Maschinen mit einem hohen Manipulationsanreiz sind nicht als sicher zu betrachten und dürfen aufgrund des erhöhten Schadensrisikos nicht betrieben werden. Die Fragen, ob Schutzeinrichtungen einer Maschine einen Manipulationsanreiz bieten oder nicht und welche Maßnahmen ggf. zu seiner Minderung getroffen werden können, sind daher sowohl für Maschinen herstellende als auch betreibende Unternehmen relevant.

Der folgende Erklärfilm zum Thema richtet sich an Hersteller von Maschinen und Anlagen.


 

Mehr zum Thema:

  • Arbeitskreis "Manipulation"

    Im Jahr 2008 wurde durch die Präventionsleiterkonferenz der Arbeitskreis "Manipulation“ ins Leben gerufen. Unter Mitwirkung von Berufsgenossenschaften und Unfallkassen und unter Leitung des IFA erarbeitet der Arbeitskreis branchenübergreifend Konstruktionsbeispiele, Informationsschriften und Handlungshilfen zu den Bereichen Maschinenkonstruktion, Betrieb und Normung. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Manipulation“ der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) auf der folgenden Webseite:

    stop-defeating.org


  • Lehrmodule für die Unfallprävention

    Zum Einsatz in Sicherheitsunterweisungen und Schulungen hat der Arbeitskreis unter anderem vier Lehrmodule entwickelt. Sie unterstützen Vortragende dabei, Fachkräfte aus Maschinenherstellung und -betrieb, Arbeitssicherheit und Prävention für das Thema Manipulation zu sensibilisieren und konkrete Lösungsansätze zu erarbeiten. Die Lehrmodule bestehen aus PowerPoint-Dateien mit erläuternden Notizen. Sie können als Ganzes oder auszugsweise eingesetzt werden, je nach zur Verfügung stehender Zeit und gewünschter Detailtiefe.

    stop-defeating.org/lehrmodule/

  • Demomodell "Manipulation trennender Schutzeinrichtungen"
    Foto: Mann und Frau stehen vor einem Demonstrationsmodell

    IFA-Experte Christian Werner erläutert die Problematik der Manipulation anhand des Demomodells.
    Bild: IFA

    Das Demomodell des IFA zeigt an mehreren Stationen verschiedene Typen von Türschaltern für trennende Schutzeinrichtungen. Es wird deutlich, wie diese einerseits außer Kraft gesetzt werden können und sich andererseits gegen Manipulation sichern lassen.

    Das Demomodell ist für den Einsatz in Seminaren der Unfallversicherungsträger (UVT) vorgesehen. Die Seminarteilnehmenden können hier die verschiedenen Arten von Türschaltern kennenlernen, selbst Manipulationen durchführen, und lernen, manipulierte Schutzeinrichtungen leichter zu erkennen. Sie lernen außerdem, welche technischen Maßnahmen sich in der jeweiligen Situation gegen das Manipulieren der Schutzeinrichtung ergreifen lassen.

    Im Zusammenhang mit einer Schulung zum Thema durch einen Experten des IFA kann das Demomodell auch an Unternehmen verliehen werden. Nehmen Sie hierzu gerne mit uns Kontakt auf.


  • App zur Bestimmung des Manipulationsanreizes

    Das IFA hat eine Webanwendung entwickelt, mit der Anreize zur Manipulation von Schutzeinrichtungen an Maschinen ermittelt werden können. Das Ergebnis soll dabei helfen, Maßnahmen zu identifizieren, die zu einer Verringerung des Manipulationsgeschehens und des daraus resultierenden Unfallrisikos führen.

    Die Webanwendung und weitere Informationen finden sich hier.

    Webanwendung MaSeM starten

  • Unterrichtsmaterialien für berufsbildende Schulen
    Karikatur

    Bild: Michael Hüter

    Zur frühzeitigen Sensibilisierung Auszubildender für das Thema Manipulation von Schutzeinrichtungen stellt das Schulportal "Lernen und Gesundheit" der DGUV Unterrichtsmaterialen für berufsbildende Schulen bereit.

    Die Auszubildenden erweitern ihre Fachkompetenz im Umgang mit Schutzeinrichtungen an Maschinen. Anhand eines informierenden Schülertextes, Besprechungen von Unfallbeispielen und einer selbständigen Gefährdungsanalyse an einer Maschine werden sie für das Thema sensibilisiert und dazu motiviert, selbst Verantwortung für einen sicheren Umgang mit Maschinen zu übernehmen.

    Schulportal "Lernen und Gesundheit" der DGUV

    www.dguv-lug.de Webcode: lug1001361


  • Umfrage zum Manipulationsgeschehen

    Um das aktuelle Ausmaß des Problems abzuschätzen, hat das IFA zwischen Ende 2019 und Sommer 2022 eine Untersuchung durchgeführt. In einer Online-Umfrage wurden hierfür knapp 850 Fachkräfte aus dem Bereich der Arbeitssicherheit nach ihrer Einschätzung des aktuellen Manipulationsgeschehens befragt.

    Die Ergebnisse der Befragung lassen den Schluss zu, dass Manipulationen in Betrieben häufiger als angenommen durch Vorgesetzte geduldet werden. Die Befragungsergebnisse belegen zudem einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Duldung durch die Leitung einerseits und der Häufigkeit von Manipulationen und daraus resultierenden Unfällen andererseits.

    Die Ergebnisse der Befragung finden Sie hier: https://publikationen.dguv.de/detail?sArticle=4896, Webcode: p022542


Weiterführende Informationen

Ansprechpartner:

Stefan Otto, B.Sc.

Unfallprävention: Digitalisierung - Technologien

Tel: +49 30 13001-3525
Fax: +49 30 13001-38001