Der Klimawandel wirkt sich auf die Arbeitswelt aus: Neben intensiver UV-Strahlung, verstärkter Allergiebelastung und neu auftretenden Erregern, belasten hohe Temperaturen und Hitze Körper und Seele der Beschäftigten. Hält die Hitze länger an, schränkt sie die Leistungsfähigkeit der Menschen ein. Die Unfallgefahr steigt. Unternehmen sind darauf noch nicht genügend vorbereitet.
Nach dem Sommer ist vor dem Sommer, wenn es um das Hitzeschutzmanagement geht. Auch wenn es uns dieses Jahr nicht so heiß traf, die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Jetzt ist die Zeit, Schutzmaßnahmen zu evaluieren und sie anzupassen.
Besonders von hohen Temperaturen betroffen sind Menschen, die schwere körperliche Arbeit leisten oder im Freien tätig sind. Auch Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen oder mit Vorerkrankungen sind stärker gefährdet. Weil Hitzeperioden häufiger werden und länger andauern, kommen auch neue Berufsgruppen hinzu. Arbeiten Menschen in Gebäuden ohne Kühlung – beispielsweise in älteren Gebäuden oder Lagerhallen – besteht auch bei diesen Arbeitsplätzen die Gefahr, dass die Gesundheit durch hohe Temperaturen und Hitze beeinträchtigt wird.
"Hitzebelastungen am Arbeitsplatz werden leider oft als gegeben hingenommen", erklärt Dr. Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV. "Die resultierenden Gesundheitsrisiken werden von vielen Beschäftigten und Führungskräften unterschätzt."
Die Auswirkungen zeigen sich in gesundheitlichen Folgen wie Abgeschlagenheit, Unkonzentriertheit, Dehydrierung, aber auch Depression oder gesteigerter Aggressivität. Auch wirtschaftliche Folgen stellen sich ein, wenn Menschen bei Hitze weniger produktiv sind oder Arbeitsstunden verloren gehen.
Wärme- und Hitzeschutz ist Führungsaufgabe. Kümmern sich Führungskräfte nicht selbst um das Thema, müssen sie Verantwortliche benennen, die sich der Prävention am Arbeitsplatz annehmen. Es sollte überprüft werden, ob die Vorgaben der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A3.5 „Raumtemperatur“ eingehalten werden. Vulnerable Gruppen sollten identifiziert und im besonderen Maße berücksichtigt werden.
Sind die Gefahren durch Hitze erkannt, müssen diese für jeden Arbeitsplatz in der Gefährdungsbeurteilung dokumentiert und Maßnahmen abgeleitet werden. Wirksame Maßnahmen können sein, die Arbeitsbelastung zu reduzieren, die Arbeitszeiten zu verlagern oder die Pausen anzupassen. Kühle Pausenräume, Schattenplätze, Getränke, leichte Speisen und passende Kleidung sollten zur Verfügung stehen.
"Die Arbeitswelt ist auf Hitze noch nicht ausreichend vorbereitet", so Hussy. "Wir müssen den Klimawandel aber beim Arbeitsschutz dringend mitdenken. Einige Berufsgenossenschaften, wie die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft oder die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik, beschäftigen sich schon länger mit den Gefährdungen durch Hitze. Die gesetzliche Unfallversicherung wird dieses Wissen auch auf andere Branchen übertragen. Unsere Forschungsprojekte helfen zudem, alle Auswirkungen des Klimawandels auf die Arbeitswelt zu erforschen."
Das Umweltbundesamt hat 2017 Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen veröffentlicht. Zwar richten sich diese in erster Linie an Kommunen, jedoch können sie auch Unternehmen unterstützen, Schutzkonzepte gegen hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle zu entwickeln. Die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen beraten die Unternehmen und weisen auf Maßnahmen nach dem TOP-Prinzip hin.
DGUV Forum Ausgabe 1/2023 "Klimawandel"
Publikationen zum Thema Klimawandel in der Publikationsdatenbank der DGUV