Die 28. Weltklimakonferenz hat sich Ende 2023 darauf geeinigt, dass sich die Energieeffizienz jährlich doppelt so schnell verbessern soll wie bisher [5]. Maßnahmen zur Energieeffizienz werden politisch unterstützt und finanziell gefördert, da sie zusammen mit Dekarbonisierungsmaßnahmen die Basis für die Energiewende bilden. Die Bundesregierung unterstützt Unternehmen, Kommunen und private Haushalte dabei, ihre Energiebilanz zu verbessern und fördert innovative und effiziente (Querschnitts-)Technologien in der betrieblichen Praxis. Auch die Energieeinsparung durch Abwärmenutzung wird unterstützt.
Das Energieeffizienzgesetz verpflichtet Behörden, Betriebe und Rechenzentren entsprechend der EU-Vorgaben ab 2024 Energiesparmaßnahmen zu ergreifen. Ab einem Jahresverbrauch von 15 GWh sind Unternehmen verpflichtet, Energie- oder Umweltmanagementsysteme einzuführen und ihre Energieeffizienzmaßnahmen zu veröffentlichen. Zudem müssen Betriebe künftig Produktionsabwärme vermeiden oder verwerten. Für Rechenzentren soll es Energieeffizienzstandards geben [6].
Die Energieeffizienzstrategie 2050 setzt eine Reduzierung von 30 Prozent des Primärenergieverbrauchs bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2008 als nationales Energieeffizienzziel fest und bündelt die dafür notwendigen Maßnahmen in einem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE 2.0). Die Maßnahmen betreffen die Sektoren Gebäude, Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, Verkehr und Landwirtschaft. Durch eine verbesserte Energieeffizienz will man nicht nur die Umwelt und das Klima schützen, sondern auch Modernisierungs- und Innovationsprozesse in allen Sektoren fördern sowie neue Märkte erschließen und Exportchancen verbessern [7].
Die Bundesregierung unterstützt auch die Bildung von Energieeffizienz-Netzwerken. Bislang haben sich 333 dieser Netzwerke gebildet, in denen Industrie, Handwerk, Handel und Gewerbe Maßnahmen bündeln und Know-how austauschen [8].
Viele betriebliche Effizienzmaßnahmen werden schon jetzt umgesetzt. In der Zukunft wird es darum gehen, sie – politisch flankiert – in die Fläche zu bringen. Dazu gehören beispielsweise: Energieaudits, Datenumzug von lokalen Servern in die Cloud, Elektrifizierung von Industrieflotten, Umstellung von Gasboilern auf Wärmepumpen, Einsatz gut gewarteter Wärmetauscher, Installation von Sensoren und digitale Energieüberwachung zur Erkennung von Stromverbrauch im Standby-Betrieb, Nutzung digitaler Zwillinge zur Simulation von Effizienzmaßnahmen ohne Unterbrechung der Produktion, Smart-Building-Lösungen zur Steuerung von Stromversorgung, Beleuchtung, Jalousien, Heizung, Lüftung und Klimaanlagen [9].
Die Digitalisierung zählt zu den wichtigsten Trends für die Arbeitswelt und die Gesellschaft und kann auch dazu beitragen, Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung zu unterstützen. Laut einer Unternehmensbefragung bestehen in vielen Branchen allerdings bei der Steigerung der Energieeffizienz durch digitale Technologien noch erhebliche ungenutzte Potenziale. Laut einer Befragung werden digitale Technologien zur Senkung des Energieverbrauchs bisher von Unternehmen eher zögerlich eingesetzt, besonders in den verbrauchsintensiven Gebäude- und Produktionsbereichen. Um die Einsparungspotenziale der Digitalisierung für Privathaushalte und Wirtschaft voll auszuspielen, müssen einheitliche Standards und Schnittstellen zur Datenerfassung und -verarbeitung etabliert sowie datenschutzrechtliche Fragen geklärt werden [10].
Gleichzeitig weisen digitale Technologien selbst einen hohen direkten Energieverbrauch auf. Diesen exakt zu ermitteln, ist kaum möglich – Studien schätzen den Energiebedarf digitaler Anwendungen sehr unterschiedlich ein. Ein großer Anteil der Nachfrage ist auf die stark steigende Zahl an privaten Endgeräten zurückzuführen, aber auch Rechenzentren und Netzwerke zur Datenübermittlung sind sehr energieintensiv. Besonders durch Künstliche Intelligenz (KI) wächst der Energiebedarf von Rechenzentren enorm. Fachleuten zufolge kann der Stromverbrauch von KI-Werkzeugen dem Verbrauch ganzer Länder entsprechen [11]. Neue Arten von Rechenzentren – sogenannte Hyperscale-Rechenzentren – können die Energieeffizienz hingegen verbessern [10].
Um die Chancen von Effizienzgewinnen durch innovative Technologien zu erschließen, sind politischer Wille und die nötigen Haushaltsmittel erforderlich. Umgekehrt kann fehlende (finanzielle) Unterstützung die technologische Entwicklung bremsen und Innovationen erschweren oder verhindern [12].
Neben dem Ausbau einer Recycling- und Kreislaufwirtschaft kann der Leichtbau auch zur Steigerung der Energieeffizienz beitragen, da durch die geringere Masse bei der Nutzung von Leichtbauprodukten und -transportmitteln weniger Energie verbraucht wird.
Schließlich spielt das Konsumverhalten eine wesentliche Rolle in den Bestrebungen, Energie einzusparen. Einerseits können ein gestiegenes Bewusstsein für Umwelt- und Naturschutz als Treiber wirken und ein vermehrter gesamtwirtschaftlicher Bedarf nach Energie aufgrund veränderter Nachfrage-, Produktions- und Verteilungsstrukturen in Effizienzverbesserungen resultieren. Andererseits können psychologische und regulatorische Faktoren, die das individuelle Verhalten beeinflussen, dazu führen, dass die erwarteten Effizienzpotenziale nicht ausgeschöpft werden (Rebound-Effekt). Ein solcher Effekt liegt vor, wenn die Effizienzsteigerung eine vermehrte Nachfrage oder Nutzung bewirkt und dadurch die tatsächliche Einsparung gemindert wird [13].