Im Oktober 2020 hat die Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen eine Online-Umfrage unter 2.668 aktiven ehrenamtlichen Feuerwehrmitgliedern durchgeführt. In der Umfrage gaben mehr als ein Drittel der Befragten an, während ihrer Tätigkeit in den letzten zwei Jahren mit Gewalt konfrontiert gewesen zu sein. Mit Abstand am häufigsten wurden Beschimpfungen und Beleidigungen durch Worte und Gesten erlebt. Das passierte nicht nur am Einsatzort, sondern auch in den sozialen Medien.
Knapp 35 Prozent der Teilnehmenden an der Umfrage hatten als aktives Feuerwehrmitglied in den vergangenen zwei Jahren bereits Gewalt in Form von Beleidigungen, Beschimpfungen, Bedrohungen oder tätlichen Angriffen erlebt.
Der Begriff „Gewalt“ ist vielschichtig. Die Definition der International Labour Organization (ILO) beschreibt Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt als „eine Bandbreite von inakzeptablen Verhaltensweisen und Praktiken oder deren Androhung, gleich ob es sich um ein einmaliges oder ein wiederholtes Vorkommnis handelt, die auf physischen, psychischen, sexuellen oder wirtschaftlichen Schaden abzielen, diesen zur Folge haben oder wahrscheinlich zur Folge haben, und umfasst auch geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung“.
Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten hat den am schlimmsten empfundenen Vorfall der Führungskraft beziehungsweise dem Ortsbrandmeister oder der Ortsbrandmeisterin, einer Kollegin oder einem Kollegen gemeldet. Noch weniger, nur 16 Prozent, gaben an, den am schlimmsten empfundenen Vorfall der Polizei oder der Gemeinde gemeldet zu haben.
Das Thema „Gewalt gegen Einsatz- und Rettungskräfte“ kursiert seit Langem in den Medien. Allerdings erreichen die gesetzlichen Unfallversicherungsträger nur wenige Unfallanzeigen, die in einen Zusammenhang mit Gewalterlebnissen gebracht werden können. Die meisten Vorfälle, in denen Gewalt gegen Einsatz- und Rettungskräfte in welcher Form auch immer eine Rolle spielt, verursachen keine behandlungsbedürftigen Gesundheitsschäden und sind deshalb nicht meldepflichtig. Krank machen können sie trotzdem, denn die Psyche leidet darunter.
Mehr als 70 Prozent der Teilnehmenden gaben an, in den vergangenen zwei Jahren Gewalt in Form von Beschimpfungen und Beleidigungen mit Worten und Gesten erlebt zu haben. Außerdem wurden vermehrt Bedrohungen mit Worten und Gesten erlebt. Auch in den sozialen Medien ist Gewalt weit verbreitet: 17 % der Befragten wurden hier beschimpft oder beleidigt.
Mehr zum Thema Gewalt im Einsatz
Ausführllcher Beitrag zum Thema „Beleidigungen, Beschimpfungen, Bedrohungen – Erfahrungen der freiwilligen Feuerwehren“ in DGUV Forum Ausgabe 11/21