Der Klimawandel ist kein Phänomen der Zukunft, seine Folgen sind seit langem spürbar. Auch der Arbeitsschutz muss sie in allen Facetten stärker einbeziehen. Dafür braucht es ein umfassendes Bild der Auswirkungen, neue Schutzkonzepte, Forschung und Kooperationen.
Die Folgen der Klimakrise belasten uns zunehmend. Starkwetterereignisse wie Überschwemmungen, extreme Hitze und Stürme aber auch die Waldbrandgefahr nehmen zu. Deutlich erhöhte Temperaturen und verstärkte Sonneneinstrahlung bedeuten eine steigende Belastung durch UV-Strahlung und Hitze. Leistungseinbrüche, Dehydrierung oder Hautkrebs können die Folge sein. Nicht-heimische Pflanzen, Pilze und Insekten siedeln sich an. Verlängerte Blühperioden können vermehrt zu allergischen Symptomen wie Asthma führen. Auch die psychische Gesundheit kann beeinträchtigt werden. „Betroffen sind alle Versicherten der gesetzlichen Unfallversicherung. Denn sie können auf ihrem Schul- oder Arbeitsweg sowie in der Tätigkeitsstätte nur bedingt etwas gegen Hitze oder Pollenbelastung ausrichten. Besonders belastet sind jedoch Beschäftigte, die im Freien körperliche Arbeit verrichten“, erklärt Dr. Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV. "Die Liste der betroffenen Berufe ist lang und divers, das Risikobewusstsein in der Bevölkerung hingegen recht gering. Zudem werden Maßnahmen in der Praxis oft nicht ausreichend akzeptiert."
Klimaschutz auf der politischen Agenda
Arbeitsschutz unter veränderten klimatischen Bedingungen ist ein drängendes Thema. Nun wurde es auch erstmals auf die G7-Agenda gesetzt. Klimaschutz und Arbeitsschutz sollen enger miteinander verzahnt und sichere und gesunde Arbeitsbedingungen als grundlegende Rechte in einer ILO-Kernarbeitsnorm etabliert werden. Nationale und internationale Akteure im Arbeits- und Gesundheitsschutz müssen dafür zusammenarbeiten.
Unfallversicherung forscht und berät
UV-Strahlung, Allergien und Hitze sind für die Unfallversicherung schon seit längerem wichtige Themen. In Forschungsprojekten werden beispielsweise UV-Expositionen beim Arbeiten im Freien untersucht und daraus wirksame und passgenaue Schutzmaßnahmen abgeleitet. Empfohlen werden unter anderem die Anpassung der Arbeitsorganisation, wirksam schützende Kleidung und Sonnenschutzcremes. Nun gilt es, weitere Aspekte einzubeziehen. Dafür finden in diesem Jahr interdisziplinäre Fachgespräche zum Thema Klimawandel und Arbeitsschutz statt. Die Ergebnisse werden in die Diskussionen um die Zukunft der Arbeit einfließen.
"Die Gesundheit der Beschäftigten muss zukünftig stärker bei politischen Maßnahmen mitgedacht werden. Dafür brauchen wir ein umfassendes Bild aller Auswirkungen des Klimawandels", fasst Hussy zusammen. "Arbeitgebende haben die Pflicht, die Belastungen durch Hitze und UV-Strahlung in die Gefährdungsbeurteilung aufzunehmen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Offizielle Grenzwerte für Hitze und UV-Strahlung gibt es jedoch noch nicht. Um belastbare Grundlagen für die Beurteilung von Arbeitsplätzen zu entwickeln, erheben wir im Forschungsprojekt GENESIS-UV seit 2014 Messdaten für ein Kataster zur solaren Exposition von Outdoor-Beschäftigten. Wichtig ist zudem, das Risikobewusstsein bereits bei jungen Beschäftigten zu stärken."
Projekt GENESIS-UV: www.dguv.de > Webcode: d1016433
"Die Hautkrebsrate hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt. Wir können von einer Lawine sprechen, die auf uns zurollt."
Aus IPA Aktuell 3/2022: www.dguv.de > Webcode: d1184068