Die Anwendungen von Hydraulik und Pneumatik sind vielfältig und ihre Gestalt sehr stark abhängig von der Branche, in welcher die Systeme eingesetzt werden.
Pneumatische Systeme finden ihr Haupteinsatzfeld in der Automation von Produktionsanlagen, wo sie besonders durch ihre hohe Variabilität und geringen Abmessungen eine große Verbreitung besitzen.
Hydraulische Systeme werden hauptsächlich in der Industrie sowie im Bereich mobiler Maschinen eingesetzt. Vorteile hydraulischer Systeme sind ihre hohe Kraftdichte und die Verwendung in dezentralen bzw. verteilten Systemen. Durch den Einsatz von Leitungssystemen können Komponenten so platziert werden, dass diese sich auch unter begrenzten Bauraumbedingungen in Anlagen und Maschinen implementieren lassen.
Gefährdungen für Personen entstehen bei pneumatischen Systemen in erster Linie durch sich lösende, peitschende Schläuche oder durch Quetschung an von der Pneumatik bewegten Anlagenteilen.
Die möglichen Gefährdungen für Personen in der Hydraulik ergeben sich insbesondere aus den meist hohen Kräften der Anwendungen, oft auch in Verbindung mit hohen Geschwindigkeiten. Bei einem möglichen Versagen von Komponenten wie Ventilen oder dem Leitungssystem darf es nicht zu Gefährdungen von Personen durch unkontrollierte Bewegungen wie z.B. dem Absenken gehaltener Lasten kommen.
Auch von den verwendeten Hydraulikflüssigkeiten können Gefährdungen ausgehen. Ölnebel können eingeatmet werden, es können Hautreizungen auftreten und in den Körper gelangtes Öl kann zu schwerwiegenden Verletzungen bzw. Beeinträchtigungen führen. Ausgetretenes Öl erzeugt rutschige Oberflächen, auf welchen Sturzgefahr besteht. Ferner besteht die Gefahr, dass sich austretendes Öl auf heißen Oberflächen entzünden kann.
Wie bereits für die Pneumatik beschrieben, gehen auch bei der Hydraulik von Schlauchleitungen besonders häufig Gefährdungen aus. Diese können durch Ausreißen aus der Schlaucharmatur peitschen oder durch Mikrobeschädigungen, welche wie eine Düse wirken („Pin-Hole-Effekt“), können Ölstrahlen austreten, welche hohe Durchdringwirkung entwickeln und Personen schwer verletzen können. Mineralöle greift das Fettgewebe an, was zu schweren Schäden an den betroffenen Gliedmaßen bis hin zum Verlust führen kann.
Hinzu kommen anwendungsabhängig weitere Gefährdungen, welche einer individuellen Betrachtung bedürfen.
Die individuelle Gefährdungsanalyse hilft, die Gefährdungen zu identifizieren und mögliche Sicherheitsmaßnahmen einzuleiten. Typische Maßnahmen sind Schutzüberzüge und Schlauchfangsicherungen für Schlauchleitungen, Sicherheitsventile beim Einsatz von Druckbehältern, Ölwannen zum Auffangen austretenden Fluide sowie wiederkehrende Prüfungen von Druckbehältern und Schlauchleitungen.
Grundsätzlich werden im Themenfeld Hydraulik und Pneumatik des Fachbereichs Holz und Metall alle Fragen der Sicherheit der fluidtechnischen Ausrüstung von Maschinen behandelt. Dies umfasst sowohl die Beratung von Maschinenherstellern wie auch Betreibern sowie die Mitarbeit bei der Regelsetzung und Normung.
Im Themenfeld werden Erkenntnisse aus der Forschung oder dem Unfallgeschehen mit Erfahrungswissen und Fachmeinungen von Expertinnen und Experten zusammengeführt. Zu ausgewählten Themen von allgemeinem Interesse werden Grundsatzuntersuchungen beim Institut für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV bei Bedarf in Auftrag gegeben.
Anlassbezogen entstehen Projekte zu sicherheitsbezogenen Fachveröffentlichungen, welche im Themenfeld in Zusammenarbeit mit kompetenten Vertreterinnen und Vertretern aus der Industrie und der DGUV erarbeitet werden.
Maßgeblich für die Konformitätsbewertung der fluidtechnischen Ausrüstung an Maschinen sind die harmonisierten Europäischen Normen, die DIN EN ISO 4413 für die Hydraulik-Ausrüstung sowie die DIN EN ISO 4414 für die Pneumatik-Ausrüstung.
Meist erfüllen Hydraulik und Pneumatik, u.a. deren Systeme und Komponenten, Funktionen in den Steuerungen der Maschinen oder sind Teil einer Sicherheitsfunktion bzw. sicherheitsgerichteten Steuerung der Maschinen. Hinsichtlich der sicherheitsbezogenen Teile der Steuerungen ist daher die DIN EN ISO 13849 zu beachten.
Neben den B-Normen gibt es für zahlreiche Maschinenarten auch C-Normen, die die speziellen Anforderungen der Maschinen beschreiben. Im Anwendungsbereich der Norm kann überprüft werden für welche Maschinen die Norm angewendet werden kann.
Die Normen sind beim Beuth-Verlag, Berlin (www.beuth.de) erhältlich.
Für spezielle Maschinen können Sachgebiete anderer Fachbereiche (z.B. Baumaschinen, Maschine der chemischen Industrie) der DGUV zuständig sein. Hierzu geben wir sehr gerne Auskunft und unterstützen bei der Kontaktaufnahme.
Dr.-Ing. Tobias Speicher
Berufsgenossenschaft Holz und Metall
Isaac-Fulda-Allee 18
55124 Mainz
Tel.: +49 6131 802-15201
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