Projektlaufzeit: 2022 – 2026
Kürzel: IPA-182-EVA-Mesothel
Deskriptoren: Prävention, Arbeitsmedizinische Vorsorge, Rehabilitation, Gefahrstoffe, Berufskranheiten
Ausgangssituation
Die Zahlen arbeitsbedingter Krebserkrankungen der Lunge und der Pleura befinden sich trotz Asbestverbots im Jahr 1993 weiterhin auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2020 wurden von den Unfallversicherungsträgern 824 neue Fälle einer Berufskrankheit nach der Nummer 4105 der Anlage 1 zur Berufskrankheitenverordnung (Mesotheliom) anerkannt. Da diese Tumoren häufig erst in späten und damit weit fortgeschrittenen Erkrankungsstadien entdeckt werden, sind sie schlecht behandelbar. Daher soll die nachgehende Vorsorge für Versicherte mit einer arbeitsbedingten Asbestexposition, die auf Grund ihrer individuellen Voraussetzungen einer bestimmten Risikogruppe angehören, durch neue, nichtbelastende und effektive Untersuchungsmethoden verbessert werden.
Die MoMar-Studien (MoMar, MoMarFollow) haben gezeigt, dass durch den Einsatz einer bestimmten Biomarker-Kombination - bestehend aus Mesothelin und Calretinin - erstmals eine Methode zur Verfügung steht, die einen früheren Nachweis des malignen Mesothelioms erlaubt, als das mit den bisher etablierten klinischen Verfahren möglich gewesen ist. Mit dem vorgelagerten Diagnosezeitpunkt ist in der Regel auch ein niedrigeres Stadium der Krebserkrankung verbunden.
Tumoren in frühen Stadien zu erkennen, kann helfen, die Behandlungsmöglichkeiten zu erweitern und damit zu verbessern. Aus diesem Grund hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) gemeinsam mit verschiedenen Unfallversicherungsträgern und dem Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA) das Erweiterte Vorsorgeangebot zur Früherkennung von Mesotheliomen (EVA-Mesothel) entwickelt.
Das Angebot richtet sich an versicherte Personen mit einer bereits anerkannten Berufskrankheit nach der Nr. 4103 der Anlage 1 zur Berufskrankheitenverordnung (Asbeststaublungenerkrankung [Asbestose] oder durch Asbeststaub verursachte Erkrankungen der Pleura) und umfasst eine jährliche Blutproben-basierte Biomarkerbestimmung.
EVA-Mesothel soll Ende 2022 zunächst in der Pilotregion Rheinland und Ruhrgebiet mit Unterstützung der BG RCI, BGHM, BG BAU, BG ETEM und BGHW für Versicherte der vorgenannten Unfallversicherungsträger starten.
Das IPA wird EVA-Mesothel durch das Forschungsprojekt EVA-Mesothel-Monitor wissenschaftlich begleiten.
Ziel
Das IPA begleitet das neue Angebot EVA-Mesothel wissenschaftlich sowie die Projektgruppe „Mesotheliomtherapie“ zu folgenden Themen:
Methoden
Die Projektgruppe „Mesotheliomtherapie“ wurde 2019 durch den Ausschuss „Berufskrankheiten“ der Geschäftsführerinnen- und Geschäftsführerkonferenz der DGUV für die Implementierung von EVA-Mesothel eingerichtet. Sie befasst sich u.a. mit:
Pilotprojekt zu EVA-Mesothel
Das erweiterte Vorsorgeangebot EVA-Mesothel ist zunächst auf eine Pilotregion in NRW (Ruhrgebiet und Rheinland) für Versicherte mit einer anerkannten BK-Nr. 4103 der Unfallversicherungsträger BG RCI, BGHM, BG BAU, BG ETEM und BGHW beschränkt.
Die versicherten Personen werden von in der Pilotregion teilnehmenden und beauftragten Ärztinnen und Ärzten nach entsprechendem Einverständnis der versicherten Person zu einem ärztlichen Beratungsgespräch eingeladen. In diesem Gespräch wird insbesondere auch der individuelle Nutzen von EVA-Mesothel für die versicherte Person besprochen. Erst dann entscheidet die versicherte Person, ob sie an der Biomarkeruntersuchung und - unabhängig davon - an der begleitenden wissenschaftlichen Auswertung teilnimmt.
Die Bestimmung der Biomarker in den abgenommenen Blutproben erfolgt während der Pilotphase zentral in einem klinischen Labor. Sollte sich ein auffälliger Biomarkerbefund bzw. ein Verdacht auf ein Mesotheliom ergeben, erhalten die Betroffenen ein Angebot zur weiteren Abklärung in einer zertifizierten Mesotheliomeinheit (während der Pilotphase ist dies zunächst eine kooperierende Mesotheliomeinheit). Wird im Laufe der weiterführenden medizinischen Untersuchungen ein Mesotheliom bestätigt, erfolgt die weitere individuell gebotene medizinische Diagnostik und ggf. Behandlung unter Einbindung des Reha-Managements des zuständigen Unfallversicherungsträgers.
Nach erfolgreichem Abschluss der Pilotphase soll EVA-Mesothel auf alle Unfallversicherungsträger im gesamten Bundesgebiet ausgeweitet werden.
"In der MoMar-Studie haben wir erfolgreich einen Bluttest entwickelt, mit dem wir in ca. 50% der Fälle Mesotheliome frühzeitig entdecken können...", so Dr. Georg Johnen, Leiter des Kompetenz-Zentrums Molekulare Medizin