Henry Wanyoike ist 1995 ein zwanzigjähriger Lehrling in einem Schuhgeschäft und lebt am Rande eines Slums, nahe der kenianischen Kleinstadt Kikuyu. Als er am Morgen des 3. Mai erwacht, kann er nicht mehr sehen. In Folge eines leichten Schlaganfalls ist er über Nacht erblindet.
Der einst so positiv denkende und engagierte junge Mann verliert mit seinem Augenlicht auch seinen Lebensmut. Seine Depressionen werden so mächtig, dass sein Körper aufgibt. Wanyoikes Beine versagen und sein Kiefer fällt in eine Starre. Er wird von seiner Mutter und engen Freunden mit Haferbrei zwangsernährt, lebt lange ziel- und mutlos weiter.
Das Blatt wendet sich, als Henry 1997 erfährt, dass im Hospital Kikuyus eine Augenklinik eröffnet wurde, finanziert und geleitet von der deutschen Christoffel-Blindenmission. Henry stellt sich den deutschen Therapeutinnen Petra Verweyen und Regina Kittau vor. Sie erleben Henry als jungen Mann, der zwischen vorgespieltem Lebensmut und Verzweiflung wechselt. Und dann erzählt Henry seinen neuen Vertrauten von seinem heimlichen Lebenstraum: Läufer wolle er werden, Weltrekordler, Goldmedaillengewinner. Petra Verweyen schreibt in ihr Therapietagebuch: "Henry ist ein lieber Kerl, aber er spinnt."
Zwei Jahre später nimmt Wanyoike in Nairobi als Ersatzläufer an dem Ausscheidungslauf für die Paralympics 2000 in Sydney teil. Er läuft mit geliehener Sportbekleidung, ohne Schuhe - und gewinnt. In Sydney schafft Henry es mit seinem Begleitläufer ins Finale des 5000 Meter Laufs. Dieser Endlauf geht in die Geschichtsbücher des Sports ein. Der quasi unbekannte Kenianer überrundet das gesamte Läuferfeld zweimal, als sein Guide plötzlich stoppt und Henry mitteilt, dass er am Ende seiner Kräfte sei. Der Guide hatte verschwiegen, dass er an Malaria erkrankt ist. Henry Wanyoike zieht seinen erschöpften Begleiter unter den anfeuernden Rufen der Zuschauer am Ende über die Ziellinie. Doch Henrys Sieg ist noch nicht perfekt: das Komitee weigert sich, seinen Sieg anzuerkennen. Angesichts seiner Leistung bezweifelt man seine Erblindung. Erst nach tagelangen quälenden Untersuchungen wird bestätigt: Henry ist blind und Sieger des 5000-Meter-Laufs. Bei den Paralympics in London hat Henry leider keine Medaille geholt. Seine Startklasse wurde mit einer anderen zusammengelegt, damit hatte er keine Chance mehr.
"From Zero to Hero", so fasst Arnold Schwarzenegger die sagenhafte Geschichte des blinden Marathonläufers aus Kenia zusammen. 2006 wird Henry für den Laureus Award nominiert.Seit seinem historischen Goldmedaillensieg in Australien nutzt Wanyoike seine Bekanntheit für seine Ideale. Mit der Unterstützung von Sponsoren und seinem Freund und heutigem Guide Joseph Kibunja nimmt Henry an Marathonläufen in der ganzen Welt teil und sammelt Geld für seine Projekte. Für diese hat er die Henry Wanyoike Foundation ins Leben gerufen. Henry finanziert Augenoperationen für Kinder, er hat eine Grundschule für Kinder mit Behinderung nahe eines Slums gegründet ("The School of Hope"), er hat mit Boris Becker die Anschaffung von Kühen für arme Familien in den Slums organisiert, er unterstützt die Wiederaufforstung gerodeter Wälder in Kenia, er gründete eine kleine Näherei in Kikuyu, in der er jungen Menschen eine Berufsausbildung ermöglicht; jedes Jahr im Juni organisiert er mit seinem Team den Wohltätigkeitsvolkslauf "Run for hope for a better future", und baut zur Zeit ein internationales Sportcamp für Kinder und Jugendliche auf.
Quelle: Parapictures Film Production