Kurt Fearnley: "You can overcome all obstacles, if you really want"

Kurt Fearnley weiß, welche Story die Leute erwarten: die von dem armen frustrierten behinderten Jungen, der es aufs Paralympische Treppchen geschafft hat. "Das Vorurteil kannst Du gleich vergessen", sagt er. "Es gab nie eine Zeit, in der ich deprimiert oder sogar depressiv gewesen wäre, und ich habe mich auch nie selbst bemitleidet”. Kurts Geschichte verlief anders. Obwohl ihn seine Beine nicht tragen können, hat Fearnley sich weder als Kind abhalten lassen, mit seinen Brüdern rumzutoben, noch als Erwachsener Leistungssport zu treiben.

Links steht Toningeneur mit hochgehaltenem Mikro bildmittig Kurt fearnley im Gespräch mit Familie rechts von ihm. Er ist ohne seine Beine kleiner als auch die kleinen Kinder der Familie.

Kurt Fearnley bei den Dreharbeiten.
Bild: Parapictures Film Production

Kurt kommt 1981 nahe seines Heimatdorfes Carcoar im australischen New South Wales mit einem Geburtsfehler auf die Welt. Ihm fehlen Teile der Lendenwirbelsäule und der Arzt glaubt, Kurt wird nicht lange zu leben haben. Seine Eltern und vier Geschwister regen sich noch heute über diese Fehleinschätzung auf. Sie haben Kurt in ihre Mitte genommen und nie das Gefühl gegeben, etwas sei mit ihm nicht in Ordnung. "Ich wollte als Kind Feuerwehrmann werden, Astronaut oder Rugby-Profi und mir hat nie jemand gesagt, dass das wohl schwierig werden könnte", erzählt er. Mit dreizehn Jahren wechselte Kurt Fearnley auf ein Gymnasium, wo er das erste Mal merkt, dass er anders ist. Seine damalige Lehrerin machte ihn in dieser Zeit auf den Rollstuhlsport aufmerksam. Schnell lernt er andere Kinder und Erwachsene kennen, die ebenfalls im Rollstuhl Sport trieben. Er war begeistert: "Ich war gleich wieder in eine Gruppe integriert und sehr glücklich darin.” Kurt entscheidet sich nach der Schulzeit für ein Studium zum Lehramt, mit den Hauptfächern Sport und Persönlichkeitsentwicklung. Er zieht nach Sydney, seine Freizeit blieb weiterhin von eisernem Training bestimmt.


Kurts internationale sportliche Karriere beginnt mit einem Heimspiel. Bei den Paralympics 2000 in Sydney gewinnt er zweimal Silber. Sein endgültiger Durchbruch gelingt ihm 2004 in Athen. Zweimal holt er Gold, über die Distanzen 5000 Meter und Marathon. Seitdem befindet sich Kurt Fearnley auf einem Siegeszug um die Welt. Neben der Verteidigung seiner Goldmedaille beim Marathon in Peking 2008, gelingen ihm Siege bei über dreißig Marathons auf fünf Kontinenten, darunter fünf Weltmeisterschaftserfolge und vier Siege hintereinander beim New York Marathon. Bei den Paralympics in London holt er eine Silber- und eine Bronzemedaille.

Kurt hat erfahren, dass seine Entschlossenheit andere inspirieren kann. Er unterrichtet Sportler und Jugendliche, regelmäßig auch Aboriginees in sozial schwachen Gebieten. "Sie leben in der Gewissheit, dass sie nicht viele Chancen haben, und dann kommt ein komischer Kerl wie ich und erzählt ihnen sein Leben. Das bewirkt etwas", erzählt er. Kurt engagiert sich für wohltätige Zwecke, darunter auch für die Aufklärung über die Krankheit Depression. Vor zwei Jahren nahm sich ein Cousin Kurts in Folge einer Depression das Leben. Kurt möchte daraufhin ein Zeichen setzen und etwas vollbringen, was für einen Mann, der sich nur im Rollstuhl oder auf den Knien fortbewegen kann, unmöglich erscheint. Er kriecht den 96km langen Kokoda-Buschpfad entlang, eine Hiking-Strecke, die über die Höhe von über 2000 Metern durch den Dschungel von Papa-Neuguinea führt. Es wurde ein 11-tägiger Marathon auf Knien. Kurt wurde zweimal für den Laureaus Award nominiert und 2009 zum "New South Wales Australian of the year" gekürt.

(Quelle: Parapictures Film Production)