25.04.2017
Ganz ohne Mühe schwere Kisten heben? Ohne Rückenschmerzen ein Bauteil über Kopf montieren? Was nach den Superkräften der X-Men klingt, könnte durch Exoskelette in Betrieben und an Fertigungsbändern bald Realität werden. Körpergetragene Hebehilfen, die Beine und Becken oder Schulter und Arme unterstützen, werden bereits entwickelt und erprobt. Welche Auswirkungen die neuen Helfer auf den Arbeitsschutz haben, untersuchen Fachleute von Berufsgenossenschaften und Unfallkassen.
"Exoskelette sind eine spannende Innovation, die aber noch Entwicklungsarbeit braucht", sagt Ralf Schick von der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik: "Nach unserer Einschätzung kommen sie dort infrage, wo andere technische Hilfsmittel wie Stapler oder Kran nicht verwendet werden können. Profitieren könnten zum Beispiel Beschäftigte in der Automobildemontage, der Möbelauslieferung oder bei Arbeiten auf der Baustelle." Exoskelette entlasten durch die Kraftunterstützung das Muskel-Skelett-System ihrer Träger. Muskel-Skelett-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Exoskelette könnten helfen, diese Ausfallzeiten zu mindern. Sie könnten Menschen dabei unterstützen, länger gesund zu arbeiten.
Es gibt aber auch Risiken, die mit bedacht werden sollten. Schick: "Exoskelette könnten zum Beispiel auch genutzt werden, um die Lastgewichte zu erhöhen. Das wäre nicht im Sinne der Beschäftigten. Sie würden dann weiterhin an der Belastungsgrenze arbeiten." Eine weitere Gefahr: Wenn die Nutzer mit dem Exoskelett stolpern oder stürzen, ist das Risiko groß, dass durch die zusätzliche Masse Verletzungen gravierender ausfallen. Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle zählen insgesamt zu den häufigsten Unfällen am Arbeitsplatz. Ebenfalls zu bedenken ist die Gefahr, die vom Exoskelett selbst ausgehen könnte: Bei dem Einsatz von aktiven Exoskeletten, bei denen Motoren die Kraft unterstützen, könnte eine Fehlfunktion zu Verletzungen führen.
Schick: "Es ist wichtig, diese sicherheitstechnischen Aspekte möglichst schon in der Entwicklungsphase zu berücksichtigen." Berufsgenossenschaften und Unfallkassen stellen in diesem Entwicklungsprozess ihre Expertise zur Verfügung. Wichtig ist aus ihrer Sicht, die Bedürfnisse der Beschäftigten möglichst früh mit in die technische Entwicklung einzubeziehen. Das gilt auch für die notwendige ergonomische Gestaltung eines Exoskeletts. Schick: "Der Tragekomfort spielt für die Akzeptanz eine wichtige Rolle. Auch bei sommerlicher Hitze muss man sich damit noch gut bewegen können."
Der Einsatz von Exoskeletten im Betrieb beschäftigt auch die Forschung. So untersucht das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) die Kraftunterstützung und die ergonomischen Eigenschaften von Exoskeletten und bietet dazu auch Beratung an.
Fragen und Antworten zum Thema
Ansprechpartner ist das Sachgebiet "Physische Belastungen" der DGUV: www.dguv.de/fbhl
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