Aufmerksamkeit und Reaktionszeiten nach Nachtschichten verschlechtert

18.09.2019

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Beschäftigte in Nachtarbeit, die ihren Schlafzyklus an die Arbeitszeiten anpassen müssen, leiden während der Arbeit häufig unter Schläfrigkeit. (© nd3000 - stock.adobe.com)

Nachtarbeit verringert deutlich die Reaktionszeiten bei den betroffenen Beschäftigten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen von Schichtarbeit bei Beschäftigten im Pflegedienst. Durchgeführt hat die Studie das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV, Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA). Die Forscherinnen und Forscher untersuchten insbesondere die Auswirkungen von Nachtarbeit auf die Aufmerksamkeit mittels des "Psychomotorischen Vigilanz Test" (PVT). Die Ergebnisse können die Grundlage für Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung negativer Effekte von Schichtarbeit sein.

Beschäftigte in Nachtarbeit, die ihren Schlafzyklus an die Arbeitszeiten anpassen müssen, leiden während der Arbeit häufig unter Schläfrigkeit. Sie sind deshalb einem erhöhten Risiko für Arbeits- und Wegeunfälle auf dem Weg nach Hause ausgesetzt. Auch die Versorgung von Patienten könnte unter der verminderten Aufmerksamkeit leiden.

Über mehrere aufeinanderfolgende Tag- bzw. Nachtschichten wurde die psychomotorische Vigilanz bei 74 weiblichen Beschäftigten im Pflegedienst eines Klinikums verglichen. Über die Ergebnisse zur Veränderung der Aufmerksamkeit in Tag- und Nachtschichten berichtet die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Behrens aus dem IPA in der aktuellen Ausgabe des Online-Journals PlosOne.

"Wir konnten nach einer Nachtschicht eine deutlich verlängerte mittlere Reaktionszeit, aber auch eine höhere Zahl von Auslassungsfehlern beobachten", erklärt Prof. Behrens. "Die Studie ist dabei eine der wenigen epidemiologischen Felduntersuchungen, die die psychomotorische Vigilanz in Tag- und Nachtschichten an denselben Personen und zu verschiedenen Zeitpunkten untersucht hat."

"Eine schlechtere Testleistung wurde vor allem bei älteren Probandinnen, Frauen mit einer spät getakteten inneren Uhr (sogenannten "Eulen") und Frauen mit häufigen Atemaussetzern während des Schlafs (Schlaf-Apnoe-Syndrom) beobachtet", erläutert die Studienleiterin Dr. Sylvia Rabstein. "Für uns überraschend war, dass sich die Fehlerwerte und Reaktionszeiten schon ab der zweiten Nachtschicht verbesserten und sich der Testleistung nach einer Tagschicht annäherten". "Obwohl wir einen Trainingseffekt nicht ausschließen können, scheint es so zu sein, dass unregelmäßige oder schnell wechselnde Schichtpläne vermieden werden sollten", führt Thomas Behrens dazu weiter aus.

"Für uns sind diese Ergebnisse insbesondere wichtig im Hinblick auf die Planung zukünftiger Studien", so Prof. Thomas Brüning, Direktor des IPA. "Möglicherweise kann eine individuell verbesserte Beleuchtung am Arbeitsplatz die Aufmerksamkeit steigern." In der Feldstudie wurde auch eine Reihe weiterer biologischer Parameter untersucht. Dazu gehörten verschiedene Hormone, deren Veränderung im Tagesverlauf jetzt in Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen am Arbeitsplatz untersucht werden soll.

"Einfache Präventionsmaßnahmen zur Verbesserung der Aufmerksamkeit während einer Nachtschicht könnten erlaubte Kurzschlafperioden, eine ausreichende Erholungszeit zwischen einzelnen Nachtschichten, kürzere Nachtschichten oder ein Wechsel der Beleuchtung am Arbeitsplatz umfassen", sagt Prof. Behrens. Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen muss jedoch noch wissenschaftlich untersucht werden.

Originalpublikation

Behrens T, Burek K, Pallapies D, Kösters L, Lehnert M, Wichert K, Kantermann T, Vetter C, Brüning T, Rabstein S. Decreased psychomotor vigilance of female shift workers after working night shifts. Plos One 2019;14(7):e0219087. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0219087

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