18.04.2023
Am 24. April 2023 jährt sich zum 10. Mal der Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Dhaka, Bangladesch. Der Tod von mehr 1.100 Menschen führte zu einem Bewusstseinswandel hinsichtlich der Arbeitsbedingungen in internationalen Lieferketten. Ein Gespräch mit Gregor Kemper von der DGUV.
Herr Kemper, in der Folge des Unglücks hat die gesetzliche Unfallversicherung Bangladesch beim Thema Arbeitssicherheit unterstützt. Was war die Aufgabe?
Kemper: Zusammen mit Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben wir Studienaufenthalte und regelmäßige Delegationsreisen nach Deutschland gefördert, um den Arbeitsschutz und die Prinzipien der Unfallversicherung - sprich die Einheit von Prävention, Rehabilitation und Versicherung - hier vor Ort vermitteln zu können. Es gab zahlreiche Trainings für Arbeitsschutz-Inspektorinnen und Inspektoren, Reha-Managerinnen und Reha-Manager oder Beschäftigten des Arbeitsministeriums von Dhaka – um nur einige Beispiele zu nennen
Haben diese Multiplikatoren dazu beigetragen, den Arbeitsschutz in Bangladesch zu verbessern?
Kemper: Ja, ich denke schon. In den letzten zehn Jahren haben wir ein vertrauensvolles, auf Partnerschaft basierendes Verhältnis zwischen den Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Unfallversicherung einerseits und politischen, wirtschaftlichen wie zivilgesellschaftlichen Vertreterinnen und Vertretern in Bangladesch andererseits aufgebaut. Ziel des Engagements war es von Beginn an auch, beim Aufbau einer an der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland orientierte Versicherung gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu unterstützen.
Wie sieht die Situation aktuell aus?
Kemper: Aufbauend auf den Aktivitäten der DGUV und auf anderen Beratungsansätzen für den Aufbau von Verwaltungsstrukturen hat die Regierung in Dhaka im Juni 2022 das Projekt „Employment Injury Insurance System“ gestartet. Es ist ein am Modell der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland angelehntes System zur Absicherung gegen Arbeitsunfälle. Es sieht Entschädigungsleistungen für medizinische Behandlung und Rehabilitationsmaßnahmen sowie für Einkommensverluste aufgrund von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten für Beschäftigte sowie deren Familien vor. Dies gilt für alle Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie in Bangladesch. Das sind etwa vier Millionen Menschen. Im Vergleich zu der Situation vor zehn Jahren ist damit ein wichtiger Schritt zur Absicherung der Beschäftigten gemacht worden.
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